Ach ja

Wie ein schwangeres Sandmännchen tippelt der blonde Lockenkopf hinter ihrem Mann her. In roter Jacke, mit modischer Wollmütze trippelt sie immer einen Meter hinter ihm. Mit einem Gesicht, das vor tumber Glückseligkeit schwitzt. Was etwas überrascht, denn schaut man in sein Gesicht, bemerkt man eher mürrische Genervtheit. “Komm mir nicht so nahe, bleib weg von mir.” Ein anderer Mann kichert nach jedem dritten Wort wie eine aufgeregte Geisha – ich

alte Herren

Vade retro, Neophobus. Wenn Ihr nichts Neues ertragen könnt, dann bleibt mit vom Leib mit eurem faltigen Körper, eurem knitterigen Geist, euren stacheligen, panzerglasgeschützen Seelen. Wenn Ihr wenigstens das Äußere der Muppet-Opas hättet. Aber nein! Ihr sehr aus wie rüstige RentnerInnen. Ihr redet und denkt nur wie vertrocknete, bröselige Plastikpuppen. Neben dem narr sitzt ein vergreistes Männerpärchen, die so weit zurück sind, dass für sie Handys Teufelszeug und Computer Seelenfänger

Salz

Des allgemeinen Deutschen liebstes Mittel gegen Schnee, ist Salz. Da gibt es kein Vertun. Kaum fällt Flöckchen, weiß Röckchen vom Himmel herab, greift der gemeine Deutsche mit anwachsender Panik zum großen Salzstreuer, und dann würzt er seinen Landstrich großzügig. Der Russe macht das nicht. Der geht lieber sicher auf festgetretenem Schnee, als auf gefrorenem Schneematsch auszurutschen. Und in Zukunft, so sagt der Russe, kann man die Agrarwirtschaft bis zum Eismeer,

Avatar

Der narr war gestern im Kino, um sich, mal wieder, über die Dummheit der Menschen und menschlicher Regisseure aufzuregen. Ein Film mit tollen Bildern, supergroßen, blauen Humanoiden und einer Story, so platt, dass jeder Mensch, der sich für Science Fiktion interessiert, resigniert den Kopf schüttelt und die drei Stunden unbehaglich über sich ergehen läßt. Braucht es wirklich noch einen Film, der zeigt, dass, egal wo Menschen hinkommen, sie ausschließlich Zerstörung

Reliquien

Monsignore Panninsky scheint Gefallen an meiner Idee zu finden, selbstgefilmte, eigene Geschlechtsteile in das wowiwe zu stellen. Vielleicht ist das der Beginn einer päpstlichen Offensive. 24 Stunden Liveübertragung aus dem Vatikan. Gezeigt werden, in einer Daueraustellung, vielleicht filmisch etwas aufbereitet, die Reliquien der vergangenen Päpste der letzten tausend Jahre. Künstliche Darmausgänge, entfernte Appendixe, Revolverkugeln, Menstruationsbinden, die Schränke im Vatikan sind voll mit solchen Dingen von Papst und Päpstin. Der narr

Neidvolk

Die Frau, die aus der Welt gefallen ist, flaniert im Nerzmantel, Schaffellstiefel, Kosakenhose und roten Fingernägeln durch die Stadt. Unverständliche Blicke, Kopfschütteln, Vogel zeigen von den anderen Frauen, verfolgen sie. Dass sie nicht in diese Welt gehört, bemerken die Wenigsten. Und Solidarität unter Geschlechtsgenossinnen ist nichts genetisch Festgelegtes. Also wird die AusderWeltGefallene böse und neidvoll angestarrt, während sie ihren Nerzmantel wie einen Parka, einen Altkleidermantel und nicht wie ein kostbares

Der Tag fängt ja gut an. Zwei Mütter sitzen dem narren gegenüber. Und am Liebsten möchte der narr in das schüttere, sprayfixierte, graue Haar greifen und beide Köpfe mit einem kräftigen Rumms, wie zwei hartgekochte Eier zusammenschlagen. Eine Mutter ist spitz und stachelig und über und über mit Gold behangen, die andere rundlich und mit einer Stimme, die alle Vorwürfe dieser Welt beinhaltet. ”ihr müsst mich doch liebhaben, ich bin

„Wie viele Menschen mussten für deinen Standard sterben?” Der narr hat einen neuen Text für einen Button zum anpappen. Vielleicht sollte man noch ein flottes “Na?” davorsetzen. “Na? Wieviele Menschen mussten für deinen Standard sterben?” Gerade rennt Katastrophenjunkie Amsler durch die Stadt. Wahrscheinlich überlegt sie, wieviel sie noch aus dem litauischen Volk pressen kann. Quid pro quo. Ich brachte euch den Sperrmüll der Bundesrepublik. Liebt mich wie eure Königin. narr

Münsterporn

Ich versuche, die Geschichte aus dem Kopf zu schreiben. Irgendwo gibt es Notizen dazu, aber ich weiß, dass es mir damals hauptsächlich die Tinte veschlagen hatte. Ich konnte mich nur wundern, damals in Münster. Ich interessiere mich für Sexshops, seit es welche gibt. Meine erste Mitbewohnerin Gabi arbeitete sogar in einem. Das war eine lustige Zeit. Der erste Sexshop in Menden. Wasserstrasse. Das Nebenzimmer, ausgestattet mit hölzernen Klappgartenstühlen, Leinwand und Super8 Projektor. im

Alltag

Kunden sind auch immer mehr so, wie die Fantasie es lieber nicht hätte. Plötzlich steht eine, als Messie-Tante bekannte Frau empört auf, fährt voller Wut eine fegende Verkäuferin an: “Was müssen sie denn gerade hier putzen. Hier, wo ich sitze. Das ist ja zum Kotzen.” Spricht´s, und schreitet jean d árcnesk, grosser Auftritt, heiliger Zorn auf unheilige Bäckereihygiene, aus der Bäckerei, im Schlepptau ihren wackeldackeligen Lebenspartner, ohne zu bezahlen. Souverän