„Rossini? Ist das nicht diese Baby-Schimmerlos-Klitsche? Der wir den Kir Royal zu verdanken haben?“ Ich sitze, Wunder über Wunder, in Menden vor dem Bahnhofsrestaurant Rossini und trinke Kaffee mit Blick auf den Vincenz. Es riecht intensiv nach geschnittenen Gurken. Das akustische Signal der Kreuzungsampel hört sich auf die Entfernung an wie das Freßgeräusch der Crazy Crabs, eines Taschenvideospiels aus den Neunzigern. Es hat was von Sommer, denke ich und prompt

Blattern

Die Synchronisation der Fußballmassen verbannt mich in die Isolation. Es ist ein unhöfliches und aufdringliches Pack, diese Fußballmasse. Im Kleinen nationalisiert sie ihre Vereinsfarben, im Großen die Staatsfarben. Kein Alltagsgegenstand, der nicht national beschmiert wurde.   Plötzlich ist alles ‚Wir‘. Das ‚Wir‘ zeigt gleiche Symptome wie in einer Menschenfreundschaft, bei der man, kaum dreht man ihr den Rücken zu, ein Messer hineingedrückt bekommt. Die Masse ist entzückt bei Schulterbeißern, Ellbogenrammern,

soziale Interaktion

„Und wir brauchen heute noch etwas soziale Interaktion“, sagte ich zu meiner Liebsten, um wenigstens einen guten Grund für einen kleinen Spaziergang zu benennen. Wenige Menschen in der Innenstadt, aufgestellte Fernseher quäken in Fußballsprache, einige Entgegenkommende tragen gewickelte Tücher gegen den kalten Wind. „Möchtest Du im Strandkorb sitzen oder da“, frage ich die Liebste und nicke in Richtung des einzigen, freien Tisches. „Nicht fragen. Einfach hinsetzen“, erwidert sie, während sich

Rinne!

  Eigentlich wollte ich über die Schönheiten verschiedener Sauerländer Regionen schreiben – eine Tour zur Sorpe über Kloster Oehling – und Enkhausen mit schmalen Straßen und prallem, satten Grün weckt manchmal in mir dieses Bedürfnis – aber als ich am Seniorentreff in Menden vorbeigehe, fehlt da seit den Morgenstunden eine gut gewachsene, gesunde, mittelalte Platane. Gäbe es doch Städteplaner, die gewachsene Strukturen einbezögen. Das aber sieht der Plan nicht vor.

Heringsdorf

„Der Name klingt nett. Laß uns da Urlaub machen.“ „Aber Du magst doch keinen Fisch.“ „Da wird es auch bestimmt was anderes geben als Fisch.“ „In Heringsdorf?“ So, oder so ähnlich verlief die Unterhaltung vor circa drei Monaten zwischen mir und der Liebsten. Mit dem Zug war es zwar eindeutig zu teuer, aber Heringsdorf auf Usedom klang so verlockend, dass wir uns entschlossen, mit dem Auto zu fahren. Unsere erste