Dankbarkeit

Manchmal bin ich so weit entfernt von Gut und Böse, und dann wieder bin ich mittendrin. „Schau nach vorne“, möchte ich allen Fahrradkindern, die sich nach ihrem Kumpel umsehen, zurufen. Aber es macht auch Spaß zuzusehen, wie sie gegen einen Pömpel donnern. „Unser Gehirn arbeitet manchmal komisch“, antworte ich auf die Frage einer Verkäuferin, ob ich einen Besen für schlechte Gedanken hätte. „Da sagen Sie was“, ruft die andere Verkäuferin

Frühsport

Aua. Ächz. Knack. Wirbelknirsch. Wieso hab ich meinem Autisten versprochen, heute Mittag mit ihm Laufen zu gehen? Mir steckt noch das Fensterputzen – rauf auf die Fensterbank, runter von der Fensterbank und alles ohne Leiter bei gefühlten 1345 Fenstern – in den Knochen. Die Sonne ruft Juhuu, der Rücken knirscht krrkru, die Beine schlapp wie alte Luftballons, der Magen noch geweitet von der Geburtstagsvöllerei mit meiner Liebsten, und es war

eine weitere Leseprobe incl. Titelbild

Solange der Herr Wolfgang Weist im Lügenland noch keine eigene Abteilung hat, mach ich, weil ich ihn mag, hier ein wenig Werbung für ihn und für seinen ersten, fertigen Roman „Galzmann„. Da kann ich auch gleich der Frau Sonja Heller – http://www.bufbi.de/  http://www.sonjaheller.de/ – für das Bild für den Buchumschlag danken.   Eine kleine, weitere Leseprobe gibt es auch noch. Aus dem siebten Kapitel: „Zirkuspferde erholen sich schneller„.   Für einen

Benefizkonzert

Nein. Ich enthalte mich der Kritik. Es war eine Veranstaltung für ein Projekt der Regenbogenschule in Hemer. „Sind Sie von der IKZ“, werde ich begrüßt. Nein, ich schreibe für das Lügenland, dem Sprachorgan der ungezählten Halbwahrheiten. Subjektiv, voreingenommen und verliebt in eine der Frauen des Chores „Vokalisk Iserlohn“ unter der Leitung von Uta Minzberg. Der erste Gedanke war, dass ich schon immer so ein Zirkuszelt haben wollte. Eine meiner ganz

Wenn Altenpflegerinnen spielen

Die Blumen sind welk, der Himmel ist grau. Zu Staub zerfallen sind alle Gebeine. Geist der Vergangenheit – du weißt es genau. Wenn ich laut rufe, dann Geist: Erscheine! So. Der erste Teil der Arbeit ist getan. Es brauchte zwei Wochen Beschäftigung mit dem Thema, drei Tage und zwei Nächte Intensität, Kaffee, Tinte und Papier. Jetzt haben die neun Mädels der Altenpflegeschule einen Text zum Lernen. Gestern, nach durchmachter Nacht

kleine Insel Ich

„Ich bin das letzte Stückchen heile Welt in dir,“ sagt Cäsar der Hase, und Therapeutinnen lachen schauerlich. Eine Mutter quengelt im Beisein ihrer Tochter, wie anstrengend doch so ein Kindergeburtstag sei. „Dreißig Brötchen schmieren im Kindergarten, am Nachmittag zu Hause den Kindergeburtstag mit Schatzsuche organisieren, ach, ich bin es so leid.“ Das Kind macht große Augen und hört ganz aufmerksam zu. Es riecht nach strenger Seife. Bilder von Menschen, die

Bifokal

Bifokal. Ab heute trägt der narr bifokalen Schliff auf der Nase. Die Lesebrille ist verbrannt und sowieso kann ich seit einigen Jahren beim Autofahren den Tachometer nicht mehr erkennen. „Eigentlich dürftest du gar kein Auto mehr fahren“, sagte die Optikerin. „Für zwei- dreimal im Monat Fahren hat es gereicht. Tachometer werden überschätzt“, erwiderte ich. Die Gleitsichtbrille von vor fünf Jahren machte mich Anfangs schwindelig, war hundsgemein teuer und entsprach nach

Pflaster

Gerade fragte ich einen Mann vom städtischen Bauhof, der die Asphaltdecke der Bushaltestelle an der Kolpingstrasse reparierte, ob es nicht klüger sei, die alten Pflastersteine, die sich vierteljährlich durch die neue Decke wursteln, freizulegen. „Na“, brüllte er über den Krach der Rüttlermaschine. „Na! Das wird doch puckelig!“ Das stimmt. Die alten Pflastersteine aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ergeben keine gerade Fläche, eher eine gewellte, was in einer Dreißigerzone nicht

tata

Fast warte ich auf das Nachrichtenlaufband.Letzten Rosenmontag trat der Papst zurück.Was wird es dieses Mal sein?Putin hat sein coming out?

AltenpflegerIn

Ha. Was für ein Spannungsfeld. Wie macht man Werbung für einen Beruf, der, leider nicht zu Unrecht, einen so schlechten Ruf hat und trotzdem so dringend benötigt wird? Mit dem Gehalt einer Altenpflegerin ist wahrlich nicht zu protzen. So viele Schichtdienste wie sonst nirgendwo, in einem Umfeld, in dem mittelalten Taschenrechnern mehr Respekt gezollt wird, als einem fast zuende gelebten Leben. Womit soll es also möglich sein, 16 – 20