Bifokal.
Ab heute trägt der narr bifokalen Schliff auf der Nase.
Die Lesebrille ist verbrannt und sowieso kann ich seit einigen Jahren beim Autofahren den Tachometer nicht mehr erkennen.
„Eigentlich dürftest du gar kein Auto mehr fahren“, sagte die Optikerin.
„Für zwei- dreimal im Monat Fahren hat es gereicht. Tachometer werden überschätzt“, erwiderte ich.
Die Gleitsichtbrille von vor fünf Jahren machte mich Anfangs schwindelig, war hundsgemein teuer und entsprach nach sechs Monaten nicht mehr den Werten meiner Augen.
Ich bin der Einzige in der Familie mit dem Knick in der Optik.
Es gibt allerdings vier interessante Geschichten rund ums Auge aus der Familie.
Da wäre zuerst die Augengeschichte zwischen meinem Vater und Schwester Sophie.
Er arbeitete auf dem Bau neben ihrer Praxis – sie war den Erzählungen nach Physiotherapeutin und noch irgendwas – und er bekam ungelöschten Kalk ins Auge. Böse Falle.
Schwester Sophie ging auch sofort ans Werk, zog mit Krallengriff den Augapfel aus seiner Höhle und spülte ihn gründlich mit Wasser ab.
Mein Vater sprach von scheußlichen Schmerzen und einer außerordentlichen Raumwahrnehmung. Ansonsten alles gut
Mir hat sich vor Jahren mal ein glühender Eisenspan in den Augapfel gebohrt. Trotz Schutzbrille und Alltagsbrille darunter, flog er beim Flexen fast unbemerkt hinein.
Der Augenarzt war rüde. Zuerst prockelte er mit einem ganz feinen Zahnarztbohrer in meiner Lederhaut, dann nahm er eine etwas dickere Nadel und prockelte weiter. Dann gab er mir etwas gegen die Schmerzen.
Einmal explodierte ein Magnesiumblitz direkt vor meinem Gesicht. Ich hab zehn Stunden nur weiß gesehen. Das war eine heftige Erfahrung.
Meine Tränen flossen immer im Zivildienst, wenn ich den alten Damen mit einem Minisaugnapf die Kontaktlinsen herausnehmen mußte
Deswegen trag ich heute aber nicht bifokal.
Ich hab einfach schlechte Augen.
narr