schlimme Jungssache

Gerade der Pubertät entkommen, stehen, hocken oder sitzen sechs angetrunkene, junge Männer bei Bichmanns Blutbuche, den Bollerwagen, mit einer Kiste Bier, Baguette und Käse beladen, am Straßenrand geparkt, und unterhalten sich lautstark über Frauen. Schlitzaugen, Schlupflider, blond, schwarz, blau oder grün, Locken oder glatt, große Brüste, kleine Brüste, Rock, Hose, Brille ja-nein, Stöckelschuhe, Strapse, Korsett, dick, dünn. Ihre Erfahrungen haben sie sich offensichtlich beim Durchblättern von diversen Hochglanzmagazinen geholt. Sie

Kuckuck

Auch wenn ich mettiwetti und den angereisten Eidgenossen Unrecht getan habe, da ich schon kurz vor der Pause gegangen bin, so ließ es sich nicht ändern, da mein psychisches Schwipp-schwapp überzulaufen drohte. Aber from the beginning. Schon beim ersten Gang die Stadt herunter feierte Ouzo-Theo sein vierzig jähriges Bestehen in der Stadt. Chapeau und Yamas. Dann kam mir auf der Höhe Dameris-Köster-Rosier-Hillebrand bei der besetzten Schaukel ein seltsamer Gedanke. Die

Oppenheimer Krötenbrunnen

Da ist der Narr doch etwas verwirrt. Interkulturell sozusagen. Gestern stand ich wieder bei Stavros, rührte genüßlich den Zucker in meinen Espresso und beobachtete, wie er eine Flasche Wein öffnete. Das ist an sich schon ungewöhnlich, denn Wein ist hier, bei den alten Griechen, nicht das bevorzugte Getränk. Frappee´s, Espresso, Bier, Wasser, Ouzo, Cippolino und Kräuterlikör beherrschen hier das Trinkbild. Aber ich fühlte mich auch seltsam berührt durch das Aussehen

Laubbläser

„Der Krieg von heute sind die Ökokatastrophen von Morgen“, wird morgen auf 3sat Thema sein. In Menden wird immer noch Krieg gegen Laub geführt. Heute morgen war ich das Opfer, als ein Soldat mit Laubbläser gegenüber des Schlafzimmerfensters sein laubblutiges Handwerk verrichtete. Fast sofort sprang mein Aggressionspegel von Null auf Weißglut in drei Sekunden. Es ist das auf- und abschwellende Röhren des stinkenden Benziners, das in einem Umkreis von hundert

Italienisch

Ein Sakrileg. Sonntag morgen elf Uhr. Der narr benötigt Inspiration. Und Koffein zusammen mit Nikotin. Und Menschen, die ihn inspirieren. Nicht lange überlegen, gegenüber ist Mandrake, das italienische Cafe. Der Inhaber trägt sein Haupthaar offen über der Schulter, ein Schneidezahn ist seit der letzten Diskussion irgendwo anders als in der oberen Zahnreihe, das dichte Brusthaar schaut wie ein Pelz aus dem T-shirt. An einem Tisch sitzen durchaus bekannte Gesichter. Menschen,

liebe Alle

Der Mülleimer mußte herein geholt werden. Haustüre auf, hoppla, da lag halb, saß halb ein Mann im Eingangsbereich, Kinn auf der Brust, zwischen den Beinen ein zehn Euro und ein fünfzig Euro Schein. „Gehts Ihnen gut?“ „Ja lall, liebe Alle.“ Er bekam die Augen nicht auf, seine Extremitäten zuckten unkontrolliert. Ein Italiener stand etwas abseits und glotzte interressiert. Dann riß er seinen Arm hoch und zeigte auf die andere Straßenseite.

Abschied

Der Storch hat Beine, doch Waden hat er keine, denkt sich der narr, als er eine Mittvierzigerin mit Beinen so dünn wie des narren Arme sieht. Ab heute, so rotzt das Staatsorgan der Dummdreistdoofen mit großen Schlagzeilen, sollen die BürgerInnen der BRD den Pharmakonzernen das Geld direkt in den After schieben. Daran erkennt man, was für eine verblödete, ferngelenkte Pharmalobbyistenregierung dieses Land innehat. In ganz Europa haben die Regierungen die

Ordnungsmaut

Die männlichen Politessen der Stadt, einer türkisch, einer italienisch, gehen aufgeblasen und superwichtig mit einer Akte in der Armbeuge und dem Handy am Ohr über den Bürgersteig. Da ist bestimmt irgendwo ein Abfalleimer an einer Laterne undicht. Stavros, der ihnen entgegenkommt, erzählte mal, wie sie das in Griechenland mit der Ordnungsmaut handhaben. Er halte den “Blick weg Zwanni” kleingefaltet mit dem Daumen sicher in der Handfläche, für eine eventuelle Palmage,

kaltes Lamm

Was für seltsame Figuren das Leben doch gebiert. Schon beim Betreten des äußeren Randes der Stadtmitte rennt vor dem narren ein glatzköpfiger Mann her. Auffällig ist nicht die Glatze, sondern sein bodenlanger, auf Antikleder getrimmter Mantel, der so gerade eben die Bierplautze, die weit nach vorne absteht, bedeckt. Ausserdem ist sein Gang unnatürlich schwankend, da er Schuhe mit einer Bananensohle trägt. Diese kennt der narr aus der Werbung, aber er

Der Legionär

Nach einem langen Gespräch mit der Liebsten stellte ich, noch mit Tränen in den Augen, fest, dass keine Zigaretten mehr da waren. Einen langen Abend hatten wir mühsam um Worte gerungen, ich hatte sie gefordert, und als sie kamen, war ich auch schnell überfordert. Und doch hatten wir uns  beide durchgebissen, durchgekämpft durch einen Strudel von verschlingenden Wahrheiten. Aber wir wollten nicht aufgeben, uns nicht aufgeben, und blieben am Thema.