Filiale 43 hat keine Brötchen mehr.
Und das am Pfingstsonntag Morgen. Die Kunden werden reihenweise ausfallend, drohen den Verkäuferinnen sogar Schläge an.
Wenn die Feiertagfrühstücksroutine gestört ist, der Tag schon in seiner Anfangsstruktur mißlingt, dann bricht die Galle der Kundschaft, durch den normalen Alltag eh auf köchelnder Flamme gehalten, brodelnd und zischend, mit salzsäurehaltiger Gischt, eruptionsmäßig aus.
Dann spucken und geifern die Kunden, laufen rot an, gestikulieren wild, verteilen wie in Raserei Speicheltröpfchen über die restlichen Backwaren.
“Wie, keine Brötchen. Zu blöd, den Ofen zu bedienen? Schlecht kalkuliert? Das ist doch Scheiße! Mit ihrer Unfähigkeit versauen sie meinen freien Tag!”
Das Kartenhaus der guten, vorgetäuschten Laune bricht mit einem lauten Knall zusammen. Der Anspruch, sieben Tage, vierundzwanzig Stunden lang mit allen Gütern der westlichen Zivilisation versorgt zu werden, wird nicht erfüllt.
Die Arroganz der aggressiven Konsumenten ist um so größer, je weniger die Verkäuferinnen sich beugen.
Draussen dackeln die Pfingstprozessoren mit kirchlicher Blasmusik im Gleischschritt vorbei, während hyänengleich hungrige Mütter mit zwei Kindern auf die Ankunft des Chefs warten, der aus allen Ecken der Filialen und eigentlich für die Landesgartenshow gedacht, mit schon älteren und kleineren Bratwurstbrötchen versucht, die frustierte Kundschaft irgrenwie erfolglos zu beruhigen.
narr