Als der narr heute morgen auf die Fußpflegerin der alten Dame wartete, stand er vor der Haustüre, rauchte und beobachtete den Straßenverkehr. Ein Skoda-Kombi fuhr auf den Bürgersteig, blockierte die Hofeinfahrt und parkte. Ein Mann stieg aus. “Bei ihnen ist eingebrochen worden?” “Nein.” “Dann im Nebenhaus.” Und er ging in Richtung italienischer Nachbarskneipe. “Wollen sie den Wagen da stehen lassen. Das ist eine Einfahrt.” “Wollen sie raus?” “Das ist nicht

Siebter Chorus

“Obwohl das ungeheure Spektakel an Torheit, dem wir hier gegenüberstehen, schrecklich sein mag, ist es stets interessant.”  Marquis de Sade. „Ich habe die Welt angerufen und beschworen: Wie viel von dir gehört den Konzernen und dem Staat? Wenn sie euch mit Steuern euer Geld und mit Kriegen eure Söhne nehmen können, wie unterscheidet ihr euch von der Kuh, die gemolken oder dem Schwein, das gegessen wird? Pflanzt ihr euch für

Bi-Metall

Das Klicken des Bi-Metalls beim Schleudern des Heizlüfters zu hören, eher zu fühlen, ist des narren Meditation vor jeder Dusche. Vor Jahren bemerkte der narr während einer seiner langen Duschsequenzen – der narr ist faul und sitzt beim Duschen auf seinem orangenen Hüpfball, während sehr heisses Wasser in einem völlig überhitztem Kämmerchen über seinen Körper rieselt – dass der Heizlüfter der Hitze nicht gewachsen war und sich, dank Bi-Metall selbständig

Kukuruku, Blut ist im Schuh.

Blutige Füsse hat der narr. Jedesmal, wenn der Stress seinen Höhepunkt erreicht, bekommt der narr blutige Füsse. Er hat deswegen die Theorie, dass das einem inneren Mechanismus folgt, der verhindern soll, dass der narr wegläuft bei Schwierigkeiten. Was eigentlich Blödsinn ist, da die Füsse erst dann blutig sind, wenn fast alles vorbei ist. Sozusagen auf dem Höhepunkt der Aufregung. Jetzt sitzt der narr in Filiale 43 mit Husten, Schnupfen, Augentränen,

AOK

Hallo, hallo. Das Neueste von der Front fortschreitender Demenz. Die AOK schreibt vor, wie teuer ein Medikament sein darf. So auch bei Arricept, einem Mittel zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. Also bekommt der narr aus der Apotheke das gleiche Mittel, nur, dass es in Spanien hergestellt wird. Durch den Transport nach Deutschland verbilligt sich das Medikament um 10,- Euro. Ein, an sich schon sehr merkwürdiger Vorgang. Es haben durchaus kluge Menschen

da musst du durch

Tage wie diesen möchte man gerne streichen, aber Leben ist kein Skript mit Passagen, die man kürzen kann. Da muss man einfach durch. Schizophren trifft Demenz, was den narren schon beim Hören der Stimmen aus dem Haus treibt. Gut, denkt er sich. Nutz die Zeit, lass deine Augen kontrollieren, irgendwie ist da was. “Ja,” sagt die Optikerin. “Da is was. Oder besser: da ist was nicht mehr. Über 40% der

Rumtönen

Der Ekelpabst ist ein Ekelpabst ist ein Ekelpabst . Der narr versucht zu ignorieren, dass der Ekelpabst hinter ihm sitzt und rumtönt, das die “Kuh” den Efeu an der Laterne nicht schneiden darf, weil das Stadteigentum ist, Tönt rum, dass vor seinem Laden ständig Hunde in den und an den Baum scheissen, dass der Führer die Kirchensteuer hochgeschraubt hätte und die Holländer betteln müssten. “Früher wär man so nicht auf

Hineinsteigern

Au weiha. Man kann sich wirklich in Sachen hineinsteigern und dann die Übersicht verlieren. Das Ziel ändert sich, es mutiert fast zum Wettbewerb. Vom Wächter zum Wärter. Plötzlich scheint das Ziel: “Gesundwerden” zu sein. Fit sein für die SeniorInnenolympiade. Anstatt froh zu sein, kleine Fortschritte gemacht zu haben, frisst kleiner Ehrgeiz Löcher in das Erreichte. Das hat gut geklappt, dann klappt das nächste auch und das Übernächste und das, was

Unbedacht

Es reicht eine unbedachte Handlung und plötzlich steht der narr zwischen zwei Fronten. Es ist morgens, kurz vor eins. Keine Zigaretten mehr. Stavros hat meistens noch geöffnet und guten Kaffee und Zigaretten, ist aber grad in Griechenland. Die Polin und der alte Marxist vertreten ihn. ( Wenn die Polin da ist, brummt der Laden) Der alte Marxist kommt dem narr entgegen. “…..schlossen. Closed,” sagt er kaum verständlich. “Was suchst?” “Zigaretten.”

In Filiale 43 wird der narr morgens vom “Duft” von 17 Frauen empfangen. Sieben stehen vor der Theke, 10 sitzen, in Grüppchen verstreut, in Sesseln oder auf Stühlen um kleine Tische. Jede von ihnen hat ihr privates Duftwässerchen, kombiniert mit den Körnerbrötchen, die grad im Ofen bruzzeln, ergibt das eine Kombination, die nach der Genfer Konvention von allen kriegsführenden Ländern weltweit geächtet wird. Eine Kundin auf Krücken bestellt sich einen