hoppel

Es zerreisst dem narren das Herz mitzuerleben, wie ein Mensch, der sein Leben lang agil und intelligent eben dieses Leben meisterte, auseinanderbricht. Der Mensch vergisst zu essen und zu trinken, wird körperlich und geistig immer weniger, Erfahrungen haben ihre Bedeutung verloren, Grundsätzliches existiert nicht mehr. Und dann erliegt dieser Mensch auch noch der Erkältungswelle, die über Schranken hinwegfegt wie ein bakterieller Tsunami. Die Ärzte klagen über 30000 noch lebende Opfer,

Kalben

Ist es das richtige Wort? Kalben, wenn neue Aspekte der Persönlichkeit einfach so auftauchen (nichts geschieht einfach so, alter narr) wie ein Eisberg der sich spaltet und neue Berge-Hügel-Huppel produziert. Das ist das Interessante an einer Demenz. Es sind keine Facetten einer Persönlichkeit. Na ja, eigentlich schon. Aber durch die Krankheit wird jede Facette etwas Selbstständiges, dauerhaftes. Was früher Teil der Persönlichkeit war, wird eigen, bekommt eigenen Rahmen, eigene Stimme,

Seniorenphon

Was für ein Segen doch dieses Seniorenphon ist. Sehr sensibel reagiert es erst auf lautere Geräusche. So wird das Husten der überwachten Seniorin zur nächtlichen Hintergrundmusik unruhigen Schlafes. Und dann geschieht es. Eines Nachts bleibt das Husten aus. Ist doch ein gutes Zeichen, denke ich anfangs. Kein Husten, auf dem Weg der Besserung. Doch die Stille hält an. Und mitten im Dämmerschlaf durchzuckt es mich. Ist sie gestorben? Blödsinn. Doch,

Der narr geht bald am Stock. Die zu pflegende Seniorin beharrt auf ihrer Selbstständigkeit, versteckt ihre Medikamente, verstopft mit Pampelmuse und Möhrenkuchen die Toilette, hat die letzten drei Wochen völlig vergessen/verdrängt und ändert ihren Seinszustand alle 10 Minuten. Das Ess-Trinkverhalten ist leider gleichgeblieben. Die Zukunft bleibt spannend. narr

Arbeitsplatzsicherung

In Filiale 43 ist auch nicht alles Brot was riecht. Und es beweist mal wieder, dass gering verdienende Frauen und Männer richtig ausgebeutet werden können. Arbeitsplatzsicherung nennt man, wenn frau mit Fieber oder Gipsarm oder -bein Brötchen verkauft oder Urlaub nimmt, wenn eine OP ansteht. “Ich riskier doch nicht meinen Job, bloss weil mir die Gebärmutter rausgenommen wird.”   narr

Kippen

Ab wann ist kleinlich kleinlich? Wie gross soll eine Kleinigkeit sein, damit sie erwähnt und kritisiert werden darf. Zigarettenkippen auf den Bürgersteig zu werfen gehörte früher zum normalen Draussenverhalten, zum normalen Umweltverhalten. Heute ist es eine Ordnungswidrigkeit (was für ein Wort), und es nervt. Draussen angebrachte Aschenbecher werden rauchend als Armlehnen benutzt, die Kippe wird auf den Boden geschmissen. Richtig nervig sind parkende AutofahrerInnen, die ihren Autoaschenbecher im Rinnstein entsorgen.

Quengel

Olfaktorisch rast der Anfang des Jahres Höhepunkten ungeahnten Ausmasses entgegen. Von Nichtgewaschen seit Weihnachten bis grad aus der Dusche mit Tropenfiebershampoo in den Haaren, Eukalyptusatem und frische Rosinenwecken, Pferdedung und Metzgereiabfällen. Der hirnlose Homide wird von den Fachverkäuferinnen ermahnt, die Serviette nicht in die Tasse zu knüllen. ” Ich hätt gern nen Berliner,” sagt das kleine Kind. “Ach, das gibt doch nur ne Sauerei, “erwidert die Mutter. Wenn das kein

Heute verfolgt mich die Huste-röchel Frau. Zum Glück ohne nikotinverklebten Dobermann. Ihr Gurgeln, Räuspern, Sputum hochziehen hallt gespenstisch gedämpft durch die verschneiten Gassen. Der Auswurf gefriert noch in der Luft. Bei diesen Temperaturen wirken die Menschen wie eingeschnürt in Kokons. Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die Kälte und das Schneegrieseln von oben bekommt Gehen etwas aufrecht Schaukelndes, Schwankendes. Erinnert an die Versuche, die Riesenstatuen der Osterinseln durch Schaukeln von der Stelle

So holy

Weihnachten, der Wahnsinn zieht durch die Städte. Und wer ohne Schuld sei, werfe das erste Geschenk. Irgendeine Gemeinde in der BRD boykottiert den Coca-Cola durchtränkten Santa Claus. Alle Geschäfte machen mit und tauschen die rote, armeerikanische Deko mit dem erdigen Beige und Braun des heiligen Sankt Nikolaus. Tradition möchte man, wie Tevje (wenn ich einmal reich wär) rufen und den Rentieren Namen wie Adolf, Heinrich oder Wotan geben. Dann hört

parampampam

Heiliger Vormittag, die halbe Welt sieht rotgüldene Sternchen vor den überlasteten Lamettaaugen. In Fililale 43 wird der narr von einer alten Dame angeflüstert. ” Kommen sie, setzen sie sich auf meinen Platz. Sonst setzt sich der Blödmann da hin”. Gemeint ist der hirnlose Homide. Die Verkäuferinnen wirken, als hätten sie heute Vormittag ihren zweiten oder dritten Schlaganfall hinter sich gebracht, während die Kunden mit einer Mischung aus Ephedrin, Meperedin und