Es ist ein Tag vor diesem Fest, dass mir seit Jahren immer saurer aufstößt.

Spätestens mit Beginn der Ankunft schrillen meine inneren

Alarmglocken. Denn jetzt skandieren rechtsdrehende Kulturen auf

Wintermärkten unter einer, mit Nippes geschmückten Nordmanntanne

menschenfeindliche Parolen, weil sie die Schwestern und Brüder dieses einen

Mannes, dessen Ankunft ja gerade gefeiert wird, so gar nicht in ihrer

Nachbarschaft, ihrer Stadt oder ihrem Land, haben wollen.

Und weil ja alles ihres ist, Stadt, Land, Fluss, die Welt und fremden Menschen

nichts davon gehört, schon gar nicht, wenn sie anderes aussehen als Mutti und

Vati, wirken sie in ihrem Geifer wie ein Rudel eingedeutschter Chihuahuas mit

gefletschten Zähnen, begleitet von eskalierenden Dachshündinnen, die o-beinig,

mit wehenden Ohren und Dackelgekläff, ihre Begatter lautstark unterstützen.

Wenn sie in ihrer weißen Arroganz wenigstens Verantwortung für die Welt

übernehmen würden, aber eigentlich ist ihnen sowohl das eine, als auch das

andere, völlig egal.

Weswegen die Welt in einem Zustand ist, der allenfalls noch als menschlich

abgeranzt durchgeht.

Ich mag nicht mehr in die Fratze des Faschismus schauen. Doch täglich grüßt

das Murmeltier.

Draußen brennen Testosterossis ihre Zisemänner bei Sturm und strömendem

Regen ab. Täten sie das doch mit ihren körpereigenen, fest angewachsenen Knallkörperchen.

Vielleicht tun sie es, weil sie ihre geliebten Parkplätze wiederhaben. Die letzten

Tage waren die gesperrt, da die Stadt Menden fünf, ich wiederhole, fünf Bäume

pflanzen wollte. Aus welchem Grund auch immer. Ich tippe auf Kosmetik, da

die neue Ampelanlage für erhebliche Staus, Lärm und Dreck verantwortlich ist,

die Parksituation Gefahren oder Unpassierbarkeiten für FußgängerInnen,

RollstuhlfahrerInnen, Menschen mit Zwillingskinderwagen produziert , und

sowohl Gehweg als auch Straße mehr marode als intakt zu nennen sind.

Also fünf Bäume. Die Baufirma rückte mit schwerem Gerät an, grub den

Stumpf einer Blutbuche aus, und weitere vier Löcher, um dann festzustellen,

dass da irgendwer vor Jahren irgendwelche Rohre verlegt hat. Also ruhten die

vier Baustellen eine Weile, bis sie letzte Woche wieder zugeschüttet wurden,

und das schwere Gerät verschwand.

Deswegen, und wegen des allgemeinen Weltgeschehens denke ich häufig, dass

wir in der dümmstmöglichen aller Realitäten leben, was den Alltag nicht

erträglicher macht.

Wie vor zwei Jahren vermutet, werden Klimaaktivisten in fast jedem Land

dieser Welt jetzt als Kriminelle angesehen. Ganz vorne damit ist die BRD. Dass sie nicht für vogelfrei erklärt wurden,

damit aufrechte BürgerInnen straffrei drauflosschlagen dürfen, liegt daran, dass die Katastrophen noch nicht heftig

genug sind. Nicht mehr lange, dann wird der Aufenthalt im Freien auf 30

Minuten begrenzt, weil sonst das Eiweiß im Gehirn gerinnt und tschüss.

„Jetzt mach mal halblang. Es ist die besinnliche Zeit.“

Das macht mich lachen, da doch die Herrschaften von Sinnen sind. Sich tote

Bäume ins Wohnzimmer zu stellen, ist ja geradezu symbolhaft für diesen

Todeskult. It´s a fucking mess, called christmess.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert