holy shit

Es ist ein Tag vor diesem Fest, dass mir seit Jahren immer saurer aufstößt. Spätestens mit Beginn der Ankunft schrillen meine inneren Alarmglocken. Denn jetzt skandieren rechtsdrehende Kulturen auf Wintermärkten unter einer, mit Nippes geschmückten Nordmanntanne menschenfeindliche Parolen, weil sie die Schwestern und Brüder dieses einen Mannes, dessen Ankunft ja gerade gefeiert wird, so gar nicht in ihrer Nachbarschaft, ihrer Stadt oder ihrem Land, haben wollen. Und weil ja alles

Der Wahnsinn

Wenn Markt ist geht, der Wahnsinn gern spazieren in der Stadt. Er schlendert durch die Zone, schon brüllt es vor und hinter ihm. Nicht weit entfernt verliert ein Mensch die Contenance in einem Haufen von Melonen. Es fliegen rote Fruchtfleischfetzen, und zwei geborstne Obstkadaver verenden kläglich in der Rinne. Der Eiermann verteidigt mit gestreckten Armen seine Zerbrechlichkeiten. Kartoffelpuffer fliegen, und Kampfeslust blitzt auf in Frau Reibekuchens Augen, bis der dumpfe

Nachtrag zu Kamelle – regional

Tatsächlich ist Menden ja die Hochburg der Frohnatur. Das sagte jedenfalls, in den späten Siebzigern, eine Weinkönigen bei einem Weinfest in einer kalten Schützenhalle, in der es nach abgestandenem Bier und Erbrochenem roch. In meinen jungen Jahren baute das DRK am Rosenmontag ein großes Zelt auf dem Kirchplatz auf, um die alkoholvergifteten Jugendlichen sicher zu lagern, während der Scherbenteppich vor dem alten Rathaus nach oben wuchs, weswegen das aloholisierte Umfallen

Bürgermeister

Demnächst ist BürgermeisterInnenwahl. Die Wirtschaftsblase hat zur Vorstellung eingladen. Da Covid19 bekanntermaßen unter Zeltdächern nicht existiert, werden 300 Karten verkauft und Stühle gestellt. Einige Stühle bekommen ein Gesperrt-Schild auf die Sitzfläche gepappt. Die 45cm Sitzfläche muss als Abstandshalter reichen. Die Reihen an sich, haben den, männlich gemessenen und vom Gesundheitsamt abgenommenen Sicherheitsabstand. Wer Bratwurst will, muss Tage vorher ein Formular ausfüllen und einreichen. Die Bäcker-Oligarchenfamilie belegt zwei Reihen, und auch

open

Das Büro hat wieder geöffnet. Wahnsinn ist das neue Normal und auch sonst wird unsere Selbstgefälligkeit uns noch tüchtig beuteln. Wir haben alles im Griff, alles unter Kontrolle, dozieren KommunalpolitikerInnen, sind aber nicht bereit, auch nur einen Menschen aus den griechischen Lagern zu retten. Schande über die Stadt, Schande über die RatsmitgliederInnen. Die Welt geht ihnen am Arsch vorbei. Hauptsache, Menden hat ein schönes Fußgängerzonenpflaster. Meine Straße wird von den

Schade

Alle frommen Wünsche nützen nicht. Zwei Minuten unter Menschen, und ihr Alltagsgeplapper zerrt heftig an meinen Geduldsfäden. Ich kann den Nachbarn von gegenüber mit seiner Sozialphobie sehr gut verstehen. Er verlässt schon seit Jahren die Wohnung nicht mehr und wird von einem straßenheimischen Griechen versorgt. Gerüchten nach war in den Sechzigern Stephen King in Menden und ließ sich von der hiesigen Bevölkerung zu gestorbenen Figuren vom Friedhof der Kuscheltiere inspirieren.

städtische Savanne

Die Gewohnheitstiere wirken verwirrt. Ortswechsel sind in ihrem Programm nicht vorgesehen. Leichte Beute für die Jäger. Die kennen die Routen der Gewohnheitstiere und präparieren die Fallen. Tränken gibt es reichlich, je nach Beutelinhalt. Die Oligarchentränken, überall in der städtischen Savanne verteilt, sind für die gesamte Fauna, aber jede hat ihr eigenes Rudel, ihren eigenen Troß an Gewohnheitstieren. Da werden Fremde auch schon mal viehisch angeglotzt, oder mit weicher Schnautze von

Zone, immer wieder Zone

Gut, dass diese Stadt so hinter dem Mond lebt. Da passen junge, forsche Polizisten gut ins Bild. „Steigen Sie von ihrem Fahrrad ab.“ „Lieferverkehr frei, steht da, bis elf, steht da. Ich hab was abgeholt. Es ist halb.“ „Steigen Sie ab!“ „Also mit Auto ist ok, mit Fahrrad nicht? Finden Sie das nicht auch diskriminierend?“ Und ich schau in seine blauen Augen, in denen Verständnislosigkeit herrscht. Diskriminierung kennt er nur

zone again

Mendens Fußgängerzone hat einen Verkehrsdurchfluss wie eine Autobahnraststätte in den Schulferien. Der Bratwurstmann geht von Auto zu Auto,versucht seine Würste im Brötchen durch´s Autofenster zu verkaufen, der alte Mann des Musikgeschäftes wedelt mit ausrangierten Plakaten die dicke Stinkeluft vor seinem Laden auseinander, und auch sonst wird das neue Pflaster gut angenommen von P-und LKW´s. Ein Vorschlag an das Bauamt der Stadt Menden. Macht die Innenstadt von Battenfeld bis Schmöle zu,

Aufruf

Mendener Frühling mit Pestkirmes, die Pfingstkirmes,der Mendener Sommer, Menden a la carte, was bei einigen auch „Fressen für den Frieden“ heißt, Mendener Herbst, Mendener Winter, als gäbe es nicht genug nahrungsmittellastige Veranstaltungen in der Stadt, wird jetzt noch ein Picknick dazwischengeschoben. Das Men-Pick in der Innenstadt, das charmant damit wirbt, in den Geschäften zu stöbern. Ihr Völker der Welt! Schaut auf diese Stadt! Sie geben nicht auf in all diesem