Tatsächlich ist Menden ja die Hochburg der Frohnatur. Das sagte jedenfalls, in den späten Siebzigern, eine Weinkönigen bei einem Weinfest in einer kalten Schützenhalle, in der es nach abgestandenem Bier und Erbrochenem roch.

In meinen jungen Jahren baute das DRK am Rosenmontag ein großes Zelt auf dem Kirchplatz auf, um die alkoholvergifteten Jugendlichen sicher zu lagern, während der Scherbenteppich vor dem alten Rathaus nach oben wuchs, weswegen das aloholisierte Umfallen häufig mit interessanten Schnittmustern verbunden war.

Initiationsriten für den Eintritt ins Erwachsenenleben. Viele Naturvölker benutzen diese Praxis.

Feuerstein, Messer, Rasierklinge, Scherbe, die Wahl der Mittel sind verschieden, die Resultate gleich.

Nach erfolgreichem Fleischschnitzen gab es immer ein Freudenfeuer. In Menden brannte ein Auto in der Fußgängerzone. Deswegen, und weil die 30cm Höhenmarke des Scherbenteppichs überschritten wurde, beschloss der Ältenstenrat der Stadt, (jeder Rat der Stadt ist Ältstenrat. Jugend hat da nichts zu suchen) Rosenmontag abzuschaffen, bzw. vorzuverlegen auf den Sonntag. Verbunden mit einem Wagenzug verschiedener Vereine und viel Live-Tschinderassabumm.

Damit aber auch Geld ins Stadtsäckel fließt, wude irgendwann ein Zelt vor das neue Rathaus gesetzt, in dem die KarnevalistInnen gepflegt zu Uftata abtanzen und absaufen konnten.

Keine Scherben, weil Plastikbecher, kein Freudenfeuer, weil Security. Dafür Körper an Körper Gedränge, mit männlichem Gegrabsche, Zwangsküssen und anderen Varianten sexueller Übergriffe. Ganz im Sinne der indigenen Sauerländer, die im Merzschen Sinne Vergewaltigung in der Ehe für korrekt hielten.

So sei es nicht erstaunlich, nach zweijähriger Zwangspause, so das Zitat eines Ureinwohners, dass die männliche Jugend sich die Hörner abstoßen müsse. Und wo ginge das besser, als im närrischen Gedränge.

Da die weiblichen Närrinnen aber stärer und selbstbewußter geworden sind, gab es Gegenwehr bei unter den Rock grabschen, an die Brüste fassen, oder beim Zwangsküssen.

So kam es, das Menden, ob des großen Polizeiaufgebotes, durch alle Medien rauschte.

Ein zeitgemäßer, moralischer Scherbenhaufen.

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