Schönheit

Es soll doch so viele schöne Menschen geben. Können die hier vielleicht mal irgendwann auftauchen? Es macht eher den Eindruck eines third-hand Trödelmarktes für Gebrauchsmenschen, gebrauchte bis verbrauchte Menschen. Hier ist Kleinstadt. Keine spezielle Kleinstadt.. Es könnte jede sein. Überall in der Republik. Und hier laufen im Moment wirklich keine schönen Menschen herum. Nur abgehärmte, ausgemergelte Gestalten der unteren Mittelmäßigkeit mit Versorgermentalität. Armut macht nicht häßlich. Es ist der Neid

tamtam

Hatten wir schon Sex? Ich hab so eine Lust auf´s Rauchen. Kaum auf twitter geschrieben, folgt des narren Alterego schon ein Swingerclub aus Frankfurt. Originellerweise mit dem Namen Emannuelle, nach dem praepubertären Softporno aus den Siebzigern. Als der narr sechzehn war, besuchte er zum ersten Mal einen öffentlich gezeigten Pornofilm. Carola, die Bereiterin des Wocklumer Reitstalls war über 18, und kaufte die Gedecke. Denn Eintrittskarten gab es nicht. Es gab

der Geist in der Maschine

Der neue Gott ist digital. Der Geist in der Maschine. Die Gebete sind Abkürzungen, links und Querverweise Anrufungen. Wer die Sprache beherrscht, steht oben auf der Leiter der Gläubigen. Morgens die erste Tat der Druck auf den On-Gebetsknopf. Der Altar erstrahlt, die Verbindung zur Gemeinde wird aufgebaut. Wer schreibt gerade, wer hat geschrieben, gibt es Antworten? Eine Antwort ist eine Belohnung, Nichtbeachtung die Höchststrafe. Schnell in den Tempel. Da ist

Schuppen

Die türkische Politesse geht schon länger in Zivil. Ein Bakschisch zuviel für die Stadt? Wer niemals diese Power fand, der war noch nie im Sauerland, sickert es aus den Boxen. Power ist grad Mangelware. Und englische Vokabeln. Der narr versucht sich mal wieder an Paul Auster, Invisible, im Original. Bei William Gibson funktioniert das, und wenn die deutsche Übersetzung von Zero History so schlimm ist, wie die Übersetzung des Titels,

liebe Alle

Der Mülleimer mußte herein geholt werden. Haustüre auf, hoppla, da lag halb, saß halb ein Mann im Eingangsbereich, Kinn auf der Brust, zwischen den Beinen ein zehn Euro und ein fünfzig Euro Schein. „Gehts Ihnen gut?“ „Ja lall, liebe Alle.“ Er bekam die Augen nicht auf, seine Extremitäten zuckten unkontrolliert. Ein Italiener stand etwas abseits und glotzte interressiert. Dann riß er seinen Arm hoch und zeigte auf die andere Straßenseite.

Fisch

Fischtag und katholische Brötchen, der narr nähert sich erschreckend der päpstlichen Ernährungslehre. Was nichts anderes bedeutet, dass er, nach dem Konstanzer Konzil von 1414-18, auch Dachs, Biber und Otter, die dort kurzerhand zu Fischen ernannt wurden, essen darf. Dachslendchen, Otterrücken, Biberschnitzel, mal schauen, was so in den Netzen schwimmt. Langsam gehen den narren die eigenen Befindlichkeiten auf die Nerven. Aber irgendwie sind die erkältungsfreien Zustände selten geworden. Jetzt liegt die

so leer

„Das hätte ich nicht von dir gedacht. Wie konntest du mich so enttäuschen. Du kannst doch nicht so deine Chefin hintergehen.“ Morgens um sechs Uhr dreißig schüttelt eine Niedriglohnverkäuferin bei Kamps enttäuscht ihren Kopf. Sie schaut den Fahrer mit einer schmerzenden Verliebtheit an, eine Verliebtheit, die schon verletzt ist und noch mehr eintstecken wird müssen. Und ihr Blick sagt: ich weiß das. Aber was soll ich denn tun. Der Fahrer

Kikeriki

Tumbe folgen sie dem Trott, weiter, vorwärts, zum Schafott. Ist das ein Tannenbaum? Bekränzt? Es ist das Fallbeil, was da glänzt. Christen bekriegen die Muslime, Muslime sprengen sich selbst empor Hosianna rufen oben alle. Die Jungfrauen und der Himmelschor. Das goldene Kalb wird immer fetter, Banken saugen Staaten leer. Das alles liegt doch nur am Wetter, die Menschen sind weit ab von fair und gut und edel waren sie nie.

Eis

Wenn der Tag mit Schneeschaufeln beginnt, hat der narr zwei Möglichkeiten. Er sieht es als Fluch des Erdgeschossbewohners oder als Segen der körperlicher Ertüchtigung am frühen Morgen. Er sieht es als Segen. Alles eine Frage der Einstellung Entweder hat das Moxen, die Kyttsalbe, die Einbildung oder die Zeit geholfen, jedenfalls sind seit gestern die Schulterschmerzen komplett verschwunden. Schmerzen sind keine netten Begleiter des Alltags. Vollbeweglich. Dafür träumt der narr in

Yoko

Tausend Mal berührt. In Filiale 42 läuft seit Tagen eine ufta ufta techno Version von tausend Mal berührt. Ob das besser als Weihnachtsmusik ist? Hat der narr das auch geträumt, oder will seine Borchertregisseurin tatsächlich im botanischen Garten in München arbeiten? Der narr ist sich nicht sicher. Realität, Fiktion, Vorstellung, Traum, wer kann das schon exakt unterscheiden. Und warum will das überhaupt jemand? Imagine! Ob Herr Lennon sich vorstellen konnte,