Wer Montag, vormittags, in der Fußgängerzone Fröndenbergs landet, darf sich nicht über den gelangweilten Wahnsinn wundern, der schlurfend über grauen Pflastersteinen sein Revier markiert.

Ich mag ja die Omas gegen Rechts. Hinter mir sitzt eine alte, weißhaarige Frau mit sächsischem Dialekt, und Thai-Schlampe geht ihr ebenso locker über die Lippen, wie das Parteiprogramm der NSDAP, SED oder AFD.

Sie spricht von sich in der dritten Person. „Das hat Oma mal wieder geschmeckt“, und sie plappert, wie weiland Magdalena, die vierte Frau meines Großvaters.

Magdalena war die jüngste seiner Frauen. Zehn Jahre jünger gar, als seine Tochter, meine Mutter Ilse.

Sie konnten nicht gut miteinander, Ilse und Magdalena.

Sie nannte meinen Opa Vati, was einigermaßen verstörend wirkte und meine Mutter bis aufs Blut reizte.

Vielleicht war ihr zweiter Mann, mein Vater, deswegen zehn Jahre jünger als sie.

Für Magdalena war der Westen das gelobte Land, Eldorado, wo Parmesan in kleinen, durchsichtigen Plastikröhren mit rotem Deckel verkauft wurde und nach kaltem Erbrochenen roch.

Wo Schaffelle auf bequemen Autositzen lagen und kein Mieter bei der Stasi war.

Plaste und Elaste von Karl Friederich Kaste, ich erkannte Plastik aus der DDR am Geruch.

Wir trafen meinen Opa und seine Frau regelmäßig in Balatonfüred, Campingplatz am Plattensee.

Meine Eltern und ich im Wohnwagen, bzw. Zelt, sie im campingplatzeigenen Ferienhäuschen.

Mein Großvater war, trotz DDR, wohlhabend und immer bestrebt, das Großbürgerliche raushängen zu lassen. Magdalena trieb es auf die Spitze. Egal, was sie trank, aus der Flasche, aus der Tasse, aus dem Glas, ihr kleiner Finger stand vornehm ab in gekrümmter Haltung, wie die Sichel auf der Flagge der UDSSR, was bei einem Schnapsglas voll mit Grünbitter wenig bürgerlich wirkte.

Gulaschkommunismus nannten es die Ungarn, und auf die russischen Besatzer waren sie nicht gut zu sprechen.

Ich fand mal einen als Wasserleiche, dümpelnd im Schilf vom Plattensee.

Heute steht die ungarische Regierung dem russischen Kriegsverbrecher Putin näher als je zuvor.

Der armeerikanische Diktator hetzt das Militär auf Los Angeles, und Dobrindt will das faschistische Überwachungsmodul Palantier unbedingt.

Arschlochverhalten wird zum Standard, und fast alle brüllen: „Ja! Manipuliert mich, macht mich unfrei, damit ich nicht mehr denken und nichts entscheiden muss.“

Der Kaffee schmeckt nach Leberwurst und auch sonst ist Pfingsten vorbei. Die ‚Cannabis verboten‘ Schilder fliegen auf den Müllberg, für Alkohol gab es keine Prohibition auf der Kirmes.

„Mein Nachbar hat die Thai-Schlampe doch gekauft. Die gehört abgeschoben, und der Nachbar auch.“

„Bei den Nürnberger Prozessen hat man dich echt übersehen“, ruft wer aus dem geöffneten Fenster über dem Cafe.

Wie gesagt. Montag morgen in Fröndenbergs Fußgängerzone.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert