Dumdidum

Dumdidum, ein Bulli fährt vorbei. Von ganz weit aus der Ferne leises Huup. Es piept an diesem Nachmittag im Abstand von Sekunden durch Autoschließe, Geldzählwerk der Tabakautomatenauffüller und Mikrowelle von der Hähnchenbraterei. Es piept, und fast mit Hall. Der Schall trägt heute weiter als normal. Die warme Herbstluft schafft neue Räume. Akustisch, optisch, als hätte das Areal mehr Substanz. Ohne auf Menschen zurückgreifen zu müssen. Da ist ein Gefühl von

Notizen

Notiz an mich Geh nicht zu früh aus dem Haus. Morgens um neun ist die Luft dick von Deo, Parfüm, Seife, Lotion, Creme, Shampoo, Hauptsache man* riecht sich selber nicht. Zweite Notiz Dick van Deo ist ein Name, den ich bestimmt noch benutzen werde. Dritte Notiz Ich mache mich nicht beliebt, wenn Menschen an der Theke plappern und ich „Dummes Gesülze“ laut vor mich hersinge. Vierte Notiz Ich denke arbeitgeberfreundlich,

tote Blumen

Kleine, brennende Augen, die dem Licht nichts entgegenzusetzen wissen und bei Belastung gerne mal den Fokus verlieren, „Hach“, seufzt sie, „wär doch schön, wie ein Tier zu leben. Wie ’ne Kuh, zum Beispiel.“ Ich schau sie groß an. So groß, wie es mit den brennenden Augen geht. „Nichts mehr mit sich rumtragen. Versorgt werden.“ Sie ist betagt. In ihrer Erinnerung springen Kühe noch fröhlich über die Wiese. „Heutzutage“, frage ich.

Wut

Manchmal weiß ich nicht wohin mit meiner Wut. Das ist nicht gut. Es ist nur Wut auf Menschen, und auch nicht immer gleich. Doch haben Menschen leider oft die Birne weich. Das, was man den menschlichen Faktor nennt, zerstört den Mensch auf Dauer. Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein, das macht mich richtig sauer. Sein Sein kennt nur noch Dominanz und Übergriffigkeit. Und wenn er groß kaputtgemacht, sagen

brzzldefibri

Was für eine Kausalität, wenn ein Postbote sich die Finger in der Autotür einklemmt, und ich deswegen meine Liebste in einen Dämon verwandeln muss. Das ist Leben in der Kleinstadt. Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen dem eklig gestylten Bluthochdrucktischnachbarn und meiner, mich schüttelnden Abscheu gegenüber den freiheitlich, liberalen Schwingungen, die er ausstrahlt. Gekauftes, pafümiertes Testosteron, das ihn bei Tempolimits stark empört. Dann fuchtelt er wild mit den Armen und

Kleingeist

Die Kunst des Kleingeists ist in diesem Land derzeit sehr groß. Da machen mittelalte „Kommödianten“ mit kleingeistger Sicht auf die nächsten vierzehn Tage schlechte Witze über junge Menschen die sich faktensicher sorgen um ihre Zukunft. Da wünschen geifernd und ätzend in einer virtuellen Schmierlappgarage Hubraumonanisten in der Sprache schlechter deutscher Pornofilme einem jungen Mädchen den Tod an den Hals Und wo ich grad bei Pornosprache bin Wenn selbst Gerichte diesen

Macht

„Freundchen! Warte, bis wir zu Hause sind.“ Warum sagen wir so etwas zu unseren Kindern? Für gewöhnlich bedeutet es: Keiner schaut zu, niemand hört dein Schreien. Wer nicht pariert, wird gezüchtigt, gedemütigt, zu Boden gedrückt, grün und blau geschlagen, mit Strom gequält, oder was schlechten Eltern so alles einfällt, wenn es um die Disziplinierung ihres Nachwuchses und um die Befriedigung der eigenen Hilflosigkeit geht. Draußen macht man* so etwas nicht.

Streik

Am Bahnhof sagt der Automat, dass er einfache Fahrt (und ich hab ihn noch nicht einmal nach dem Fahrrad gefragt) nicht kann, und ich eine neue Route auswählen soll. Nach Unna. Der Person nach mir, die auch eine Karte lösen will, geschieht das Gleiche. Der Zugfüher merkt an, dass ein Schaffner im Zug sei und wir dort buchen könnten. 8,90 € kostet eine Fahrt mit Fahrrad. 9,30 € das Tagesticket,

Schade

Alle frommen Wünsche nützen nicht. Zwei Minuten unter Menschen, und ihr Alltagsgeplapper zerrt heftig an meinen Geduldsfäden. Ich kann den Nachbarn von gegenüber mit seiner Sozialphobie sehr gut verstehen. Er verlässt schon seit Jahren die Wohnung nicht mehr und wird von einem straßenheimischen Griechen versorgt. Gerüchten nach war in den Sechzigern Stephen King in Menden und ließ sich von der hiesigen Bevölkerung zu gestorbenen Figuren vom Friedhof der Kuscheltiere inspirieren.

Der Wahsinn lacht

Der Wahnsinn lacht aus voller Kehle. Der Mensch eins null ist auch zu putzig. Den eigenen Hals, den wäscht er täglich, den Rest der Welt, den macht er schmutzig. Er beutet aus, was schwächer ist. Wertschätzung ist ihm fremd Der Wahnsinn quiekt vergnüglich. Der Mensch hat seine Evolution verpennt. Ist das nicht betrüblich? Er hat´s mal grad vom Baum geschafft. Aufrecht sein ist schwierig. Das Rückgrat ist doch eher weich