Am Bahnhof sagt der Automat, dass er einfache Fahrt (und ich hab ihn noch nicht einmal nach dem Fahrrad gefragt) nicht kann, und ich eine neue Route auswählen soll. Nach Unna.
Der Person nach mir, die auch eine Karte lösen will, geschieht das Gleiche.
Der Zugfüher merkt an, dass ein Schaffner im Zug sei und wir dort buchen könnten.
8,90 € kostet eine Fahrt mit Fahrrad. 9,30 € das Tagesticket, bei dem man* ein Fahrrad einfach mitnehmen kann. Seltsame Kostenteilung.
Die Person, die nach mir eine Karte ziehen wollte, ist eine ferne Bekannte, und hängt an mir, bis wir den Bahnhof Unna verlassen haben.
Hier sammeln sich, vor dem Rathaus, die ersten Menschen an einer Bühne, die von einem Zelt der Krankenkassen, einem Dummie zur Lebensrettung und einer Bushaltestelle verstellt wird.
Es ist ja noch nicht zwölf Uhr.
Eine sms von Campact informiert über die Aktion in Melbourne mit 300000 Menschen, und das ist schon ein bisschen Gänsehaut wert.
Es ist Markt in Unna, die Stadt ist proppenvoll, das Wetter super.
In Hemer (!) hat die Kundgebung schon um zehn Uhr begonnen, in Unna läuten um zwölf die Kirchenglocken so laut, dass man* sein eigenes Wort nicht versteht.
So laut sollten die Forderungen der KlimakämpferInnen vorgebracht werden.
Die SchülerInnen sind gut organisiert. Ganze Schulklassen laufn hier auf, und ein kleines bisschdn schäme ich mich für Mendener Schulen, die offensichtlich nichts auf die Reihe bekommen haben,
Es werden Reden gehalten, es wird geklatscht, die Stimmung ist gut. Die Anheizerinnen geben ihr Bestes, um chorale Lautstärke und hoch und runter mit Schild und Körper in der Menge zu etablieren. Gut vorbereitet das alles. Für die Presse gibt es eine Extravorstellung.
Die Meldungen von Versammlungen aus anderen Städten häufen sich in der Timeline, die SMSen von Campact runden das Bild ab.
Regional, überregional, international an einem Strang. Das ist groß. Das ist gut.
Dann muß ich mich auch schon auf den Heimweg machen. Mir fehlen die Vergleichswerte. Ich weiß nicht, wie lange ich mit dem Fahrrad von Unna nach Menden brauche.
Es ist das erste Mal.
In meiner Naivität, auf den kleinen Straßen weniger Autos zu treffen, entscheide ich mich für die Dörfer, was ich spätestens in Frömern bereue.
Statt eine lange Steigung, wie von der B1 bis zur Wilhelmshöhe, viele kleine Steigungen und viele AutofahrerInnen, die meine Hosen flattern lassen, so nah und schnell fahren sie an mir vorbei.
Zwischendurch fühle ich mich in jugendliches Judotraining zurückversetzt, wo wir das Training nur kurz, zum sich übergeben, unterbrachen.
„Tolle keuch Gegend keuch.“
Rechts abgebogen und dann Richtung Strickherdicke. Ab da lange bergab.
Kurz vor Mendens Zentrum sind sowohl Prostata als auch Fußsohlen eingeschlafen,weswegen die Fahrt mit einem prickelnden Feuerwerk aus Nadelspitzen beendet wird.