„Das ist hier ja wie in Fort Fun. Nur in nackig“, tönt es hallig und spritzig in dem Schnellcafé im AquaMagis, mit der langsamsten Bedienung im semi-ozeanischen Bereich.
Herr Peter P. schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich ihm von dem Wunsch der Zwillinge erzählte. Die Liebste las die besonderen Konditionen zum Besuch der Badeanstalt laut vor, Buchung nur online möglich.
-Bitte die Maske bis zur ersten Dusche aufbehalten- fast nackte, nasse Körper. Rutschen, Rutschen, rutschen.
Die Kids sind aufgeregt, wir finden einen Sitzplatz im Café, sie stieben auseinander, um alles auszutesten, was in ihr Alter passt.
Es ist laut. Es hallt. Es quieckt und es platscht ununterbrochen. Mit Grausen stellen die Liebste und ich uns vor, wie das wohl ohne besondere Konditionen wäre.
Noch voller?
Die Servicekräfte wirken wie MethanatmerInnen vom Titan, die ein Praktikumsjahr auf der Erde machen müssen und deswegen diese durchsichtigen Kinn-Mund-Nase Masken für freies Sprechen und Methanzufuhr tragen.
Das Wellenbad wird von zwei AufpasserInnen überwacht. Fünfundzwanzig Personen seien die Obergrenze, so steht es in Rot auf dem Schild vor dem Eingang. Die Zwillinge zwingen mich mit vorgehaltener Waffe zum gemeinsamen Wellenschaukeln. Ich zähle neununddreißig Personen in Schwingung, und die Abstände betragen mittlerweile minus nullkommafünf. Als sie von einem kleinen Brecher kurz verschlungen werden, nutze ich die Gunst der Sekunde zur Flucht über den glitschigen, gefliesten Strand.
Wir geben unseren Tisch im Café frei, da die Schlange der Wartenden bis zum Dreimeterbrett reicht. In guter, deutscher Manier, sind die Stühle, die nicht besetzt sind, mit Handtüchern belegt. Ein kleiner Ringel durch die Anlage zeigt kaum freie Plätze. Dafür Gruppen, engumschlungen, im warmen Solebad. Einzig im nüchternen Bahnenbecken haben die Krauler, Brust- und RückenschwimmerInnen die Chance, etwas Abstand zu wahren.
Ich bin ganz hin- und hergerissen.
Einerseits tut es gut, viele unterschiedliche Menschen in gelöster, guter Stimmung und Badekleidung zu sehen. Mir fallen kaum blöde Blicke oder Reaktionen bei Über- oder Untergewicht auf, die Kleidung reicht problemlos vom brasilianischen zum Burkini, bei den Männern immerhin drei verschiedene Hosenlängen. Es ist ein kleiner, überdachter Jahrmarkt. Mit geklontem Sommerfeeling.
Andererseits habe ich eine Aerosoldusche von vielen Wassernecks und Nixen bekommen, dreimal die Hände sterilisiert und stundenlang in einer nassen Badehose herumgesessen.
Den Kassenbereich verlassen wir mit Maske.
Den Kindern hats gefallen. Auf dem Heimweg fallen sie in eine träumerische Schweigsamkeit.
Vor der Haustür trifft mich fast die Spucke eines Gastes des benachbarten Cafés, dem das hochnotpeinlich ist, weil er den Boden treffen wollte und mich nicht gesehen hat. Er entschuldigt sich vielmals.
Sicherheit ist eine Illusion.

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