Bei unseren Nachbarn arbeiten Galabauer vom Feinsten.
Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Deswegen arbeitet dort auch ein Virologe mit blankem Oberkörper in der Sonne.
„Scheiß warm, scheiß kalt. Da wird doch jeder krank von. Daher kommen doch die neuen Infektionen. Die sind einfach nur erkältet, weißte, ne, das sollte denen mal einer sagen.“
Ein älterer Mitarbeiter zeigt deutliche Anzeichen entweder einer Herzinsuffizienz, oder dem Beginn von COPD.
Nach dem Heben eines kleinen Steines spitzt er die Lippen, um mühsam den Atemfluss zu regulieren.
Dafür hat der Virologe nicht zugehört, als Chef sprach und vergessen, die Randsteine aus dem Schotter zu holen. Das erledigt jetzt der ältere Mitarbeiter. Jedenfalls versucht er es. Es sind ideale Arbeitsbedingungen. Die Hauswand, davor die Randsteine, steht im prallen Sonnenlicht zur Mittagszeit. Was uns nicht tötet, macht uns hart. Die Glatze und der füllige, nackte Oberkörper glänzen britisch-rot. Drei Minuten mit der Spitzhacke, er geht in die Knie, hält sich an der Hauswand fest und versucht irgendwie, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Der Virologe klopft ihm auf die Schulter, stellt sich in den Schatten und raucht.
Erwähnte ich eigentlich, dass ich einmal drei Wochen auf Norderney in einer Lungenklinik als Einzelbetreuer lebte? Neben der Klinik war ein Strandcafé mit einem Hinterzimmer, in dem alle behandelnden Ärzte meines Klienten rauchten.
Ich weiß allerdings nicht, warum ich das gerade erwähne. Damals habe ich lange und tief über den Rand eines Nervenzusammenbruches geschaut. Eines war mir klar geworden. Zu wissen, dass mensch etwas tut, was ihn umbringt, bedeutet noch lange nicht, dass mensch damit auch aufhört.
Tausche ich „rauchen“ mit „Auto“, oder „Kohle“ oder „Klima“ oder „Umwelt“ oder „Tierwohl“ oder „Atombombe“, bleibt das Ergebnis gleich. Wir hören nicht auf, uns und andere umzubringen.
Homo Destruktivus.
Was das allerdings mit dieser Trümmertruppe zu tun hat, erschließt sich mir gerade nicht.

1 Comment

  1. „Ist ja noch immer gut gegangen“, Heiliger St. Florian. Mancher ist gut im Verdrängen, mancher lebt von Allmachtsphantasien und einem anderen ist es egal. Müssem wir nicht alle sterben? Dann bitte-ab in den Abgrund. Ärgerlich nur, wenn man selbst leben will und die Steine für andere schleppen muss. Da fehlt dann einfach oft die Luft, um laut zu schreien.

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