crazy

„Ist das da ein Tscherbatscha?“
„Was meinen Sie?“
„Ja, das da.“
Der Mann mit Lederstetson und Staubmantel zeigt in die Auslage.
„Das ist ein kleines Baguette. Ach, Sie meinen Ciabatta. Nein, die kommen erst morgen wieder.“
Hör ich da ein Sporenklirren, das Durchladen einer Winchester?
Ist heute wieder ein Tag der sich kreuzenden Zeitlinien?
„Dann nehm ich so ein Dingens und eine Laugenstange,“ knurrt der Cowboy.
„Ein Hörnchen, eine Laugenstange. Sehr gerne,“ flötet die Verkäuferin vorsichtig zurück.
In dieser Stadt wurde frau schon wegen weniger verbrannt.
Derweil spricht ein anderer Mann in der Zone mit seiner Hand.
Er hält sie sich mit gespreizten Fingern senkrecht und im Profil vor sein Gesicht, blinzelt mit einem Auge und schüttelt sie.
Dann spricht er jeden einzelnen Finger an. Fünf Freunde sollt ihr sein.
Das Telefon klingelt.
„..brabbelbrabbelhuströchel vorgestern an Heroin gestorben. Ich glaube ,lall, der Dealer ist hinter ihm her. Oder hinter mir. Da geh ich nicht ans Telefon. Wie gehts deiner Schwester? Keiner sagt mir garnichts.“
„Ich hab versucht, Dich anzurufen, aber Du hast mich immer weggedrückt.“
„Ja, tschulligung. Dachte, der Dealer will mir was. Die lassen mich da nicht rein.“
„Wer läßt Dich nicht wo rein?
„Brabbelbrabbelröchel Intensivstation.“
„Wann warst du denn da?“
„Gar nicht.“
Meine Schwester hatte schon immer ein Händchen für Freundinnen.
„Die Besuchszeiten sind den ganzen Tag. Fahr nach Herne und überzeug Dich selbst.“
„Herle?“
„Nein, Herne. Das hab ich Dir letzte Woche schon gesagt.“
„Brabbelbrabelröchelhustgurgel.“ Aufgelegt.
Es sind keine sich kreuzende Zeitlinien. Heut ist der Tag des wabernden Wahnsinns.
narr

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