P1000643  „Für Lumpen zahlen Sie 7,50 €. Soviel, wie für den Inhalt einer 70l Tonne“, sagt der Mann am Infotelefon von Lobbe.

Am Bringhof wird klar, dass der, mit Altkleidern vollgestopfte Bettbezug erst in Plastiktüten umgepackt werden muß.
Während der Umverpackung kommt ein weißhaariger, stämmiger Mann mit dem Imponiergehabe eines Mittelständlers kurz vor der Rente und versucht mir zu erklären, dass die Kleiderspende ja auch gegen die Armut in Indien, überhaupt gegen Armut der Welt sei.
Je mehr er erzählt, wird klar, dass er sich für den Nabel der Welt, Deutschland für das Maß aller Dinge hält, und überhaupt stünden wir, im Gegensatz zur dritten Welt (er hat sie, laut H.v.Veen selber nummeriert) an der Spitze der wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklung.
Zum Schluß beschimpft er mich als Gutmensch, und ich erwidere, dass seine Unterhaltung gerade auf eine faschistische Ebene gerutscht sei.
Für solche Lumpen zahle ich keine 7,50€.
Zwanzig Minuten später, zu Fuß bei Roths Büdeken, darauf wartend, dass die Ampel auf Grün wechselt, spricht mich der unsympathischste Dealer der Stadt an.
„Brauchst du ein neues Portemonnaie? Unbenutzt.“
Dabei hält er mir eine fast-Leder-Börse, verdeckt vor den Blicken der anderen, vor die Augen und zuppelt, wie zum Beweis des Unbenutzten, an den Schutzpappen im Inneren der Karten und Geldscheinfächer. Als ich dankend ablehne, fragt er weiter.
„Brauchst du son Nazizeugs? Kann ich dir auch verkaufen.“
Ja. Lumpen gibts nicht nur Karnevalsdienstag im Gasthof Hünnies.

narr

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