Der narr wacht auf mit einer seltsamen Beule am linken Oberkiefer.
Hinten links.
Der Zeigefinger sucht und drückt. Ein unangenehmes, inneres Geräusch, mehr gefühlt denn gehört. Knack. Und plötzlich klebt Eiter an der Fingerkuppe.
Jetzt geht die Party richtig los. Wundwasser, wässriges Blut und weiter Eiter. Bilder von bakterienzerfressenen Oberkiefern schießen durch´s zahnschmerzverseuchte narrenhirn. Super Einstieg für die Borchert-Probe am Abend.
“Aus der Steppe stehen sie auf. Einäugig, zahnlos, einarmig, beinlos, mit zerfetzten Gedärmen, ohne Schädeldecken, ohne Hände, durchlöchert, stinkend, blind.”
Mit einer Leiche ganz anderer Art muss der narr sich am frühen Vormittag beschäftigen. Es klingelt, und vor der Haustüre steht eine Jungnärrin mit verheulten Augen und triefender Nase.
“Schluchz, mein Meerschwein, schluchz. Lag heute morgen tot in seiner Hütte. Schluchz.”
Und jetzt war sie gerade in die Stadt gezogen, kein Garten, kein Balkon, kein Blumenkasten.
“Kann ich mein Haustier bei dir beerdigen? Schluchz?”
Des narren Garten ist groß und schon ein Friedhof für drei Kuscheltiere, zwei Katzen, ein Hund, da wird auch noch Platz sein für ein kleines Meerschwein.
Dreißig Minten später kam sie mit einer Freundin, einer kleinen Sonnenblume und einem Schuhkarton, ausgelegt mit Stroh und drei Gurkenscheiben – Nahrung für den Übergang – und dem toten Meerschwein.
Don´t pay the ferryman. Aber zu spät. Noch zwei, drei Tränen auf das Fell des Tieres, Deckel drauf, in die Erde, Erde drüber, Sonnenblume eingepflarrnzt, fertig war das dritte Grab im Garten.
“Unteroffizier Beckmann, wo ist mein Mann, wo, wo ist mein Sohn, wo mein Meerschwein?”
narr