Der Schrotthändler fährt wieder durchs Städtel und nervt mit seiner synthetischen Erkennungsmelodie.
Eine Familie geht am narren vorbei,
Mamma, Pappa, ein kleines, ca. vier Jahre altes Mädchen. Und da der narr die Eltern kennt, zwar mit dem Pappa noch nie ein Wort gewechselt, aber sehr oft zuhört, da Pappa glaubt, er sei der Beste, und das der Welt lautstark zu verstehen gibt, wenn er vor dem Altenheim sitzt und seine Zigaretten aus Billigtabak dreht, während Mamma gierig die synthetischen Produkte des “ein Euro Ladens” durchwühlt, lächelt der narr das kleine Mädchen an.
Und es lächelt zurück an der Hand der Mutter. Und dreht sich im Vorbeigehen immer wieder zu dem narren um, wieder lächeln, umdrehen, lächeln, und es bekommt den Eindruck, als sei Lächeln für dieses Kind etwas so Seltenes, Mamma und Pappa lächeln nie, etwas so Kostbares, dass es dem narren richtig weh tut, wenn er an die weiteren Jahre dieses Kindes denkt.
“Ich hab nächste Woche Montag meine Blasenspiegelung. Ich muss so oft auf die Toilette und es brennt, ” erzählt am Nachbartisch eine heisere, laut krächzende Frau.
Sinderella kommt vorbei, und da ist der narr doch überrascht. Sie schiebt einen Kinderwagen mit dem seligen Blick einer frischen Mutter, und der narr denkt an ihre Aussage, mit Erfüllung ihres freiwilligen Sklavenvertrages die Stadt zu verlassen. So ein nagelneues Kind wirkt da doch eher wie ein Anker.
Ein Lächeln für jedes Kind.
Ab welchem Alter verlieren Menschen ihre Kindheit. Und der narr meint eine relativ normale Kindheit in einer relativ normalen, westlichen Zivilisation.
Er redet nicht von Kindersoldaten oder von Hochbegabten mit ehrgeizigen Eltern.
Ab wann geht also die Kindheit verloren? ist es Tatsache oder Hirngespinst des narren, wenn der behauptet, Menschen, die keine schöne Kindheit hatten, diese schneller vergessen weil unangenehm.
Aber kann es denn sein, dass all diese Menschen, die Kinder wie lästige Erwachsene behandeln, eine unangenehme, schlechte Kindheit hatten? Das wären aber ganz schön viele. Na ja, es sind sicher sehr viele, aber der narr kennt auch Menschen, die eine gute Kindheit hatten, und die trotzdem sehr früh alles vergaßen, was es mit Kindsein auf sich hat.
Ist es nur eine Frage der Wahrnehmung, oder des gesellschaftlichen Konsens, oder Beides, weil das Eine das Andere bedingt?
Du musst jetzt für dich selber sorgen, deine Kindheit ist vorbei.
Erst wenn man beginnt, sich selbst mit Sorgen zu versorgen, verschwindet die Kindheit?
Wer sich selbst für den Mittelpunkt des Geschehens hält, sieht andere Menschen eher als Satelliten denn als gleichberechtigte Mitmenschen. Oder als Werkzeuge für die Umsetzung seiner/ihrer Anweisungen.
Das ist doch nicht generell schlecht, denkt sich der narr. Es kommt darauf an, wie behutsam ein Mensch mit den Satelliten und Werkzeugen umgeht. Gleichberechtigt. Das ist so eine Sache.
Jeder nach seinen/ihren vorhandenen, ausbaubaren Fähigkeiten.
Die Frage ist doch, was für eine Absicht der heliozentrische Mensch hat.
Wenn seine Absicht Sorgen sind, Sorgen, wie das Leben weitergeht, Sorgen, dass nicht genug reinkommt, Sorgen, dass die Satelliten nicht so funktionieren, wie sie sollten, werden sich die Sorgen ausbreiten wie der Wellenkreis nach einem geworfenen Stein ins Wasser. Da vergeht schnell das Lachen, und Beschweren, Meckern, Fordern treten in den Vordergrund.
Da schaut man gern mürrisch auf Kinder herab, weil die ja den Ernst des Lebens noch nicht verstanden haben.
Nicht so funktionieren, wie man sich das vorgestellt hat. Keine Ahnung von Erwachsenensorgen haben.
Gib jedem Kind ein Lächeln. Die haben es echt nötig.
 
narr

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