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Der Kampf der Schornsteinfeger findet auf allen Ebenen statt.
Der Bezirksfeger sieht ein wenig wie Carlsson vom Dach aus und kommt mit seiner Auszubildenden.
Er wirft einen Blick hinter die Schornsteinklappe.
„Ja. War klar.“
„Was ist klar?“
„Schauen Sie doch selbst.“
Er weist mit der Hand in die Öffnung, in der, haldenmäßig, der Ruß nach oben klettert.
„So ein Pfusch.“ Er schüttelt seine blonden Locken.
„Warum?“
„Wenn wir Kamine kehren, lassen wir keinen Ruß zurück.“
„Uh. Mein Reden. Ich hab sogar bei der Innung nachgefragt, dann eine Weile nicht bezahlt. Erst nach Beseitigung seines Drecks. Also des vorletzten Schornsteinfegers.  Jetzt kommt ein anderer.“
„Sie haben die freie Wahl. Ich schicke Ihnen mal mit der Rechnung ein Kündigungsformular mit. Sie haben doch auch diesen Vertrag unterschrieben. Meine Rechtsanwältin meint, der sei in der Form nicht gültig. Das ist ja auch so eine Sache.“
Er schüttelt den Kopf. Wieder fliegen die Locken.
„Ich muß alle sieben Jahre eine Feuerstättenschau abhalten. Mit dem eigentlichen Fegen hat das nichts zu tun.
Die Auszubildende lächelt freundlich, während sie ihr Klemmbrett hält. Sie scheint die Sorgen ihren Chefs zu kennen.
Der erzählt von Punkten, und wie man Bezirke bekommt, wer kungelt und wieso das bei ihm alles besser wäre, Schornsteinfeger*inneninterna, die mich jetzt nicht so brennend interessieren.
„Müssen Sie überhaupt noch hoch hinaus“, frage ich die Auszubildende, um vom Thema abzulenen. Aber bevor die antworten kann, tut dies Carlsson vom Dach mit einem kehligen Männerlachen. Sie nickt und freut sich über seine Bestätigung.
„Sie ist schon im Zweiten“, zwinkert er mir zu, und ich bezweifle, dass das Glück bringt.. Dann verabschieden sie sich. Er erinnert an der Haustür noch einmal an die Rechnung, die „beschriebenen Komplikationen“ und das Kündigungsformular.
Der Ruß ist immer noch im Schacht.
Bei Mary Poppins war alles besser.

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