Qualwahl

Es wird langsam Zeit. Das Lügenland war anderweitig beschäftigt, hat einen seiner Autoren hierhin geschickt, und der hat seine Sache gut gemacht. Nur ist das Problem nicht ausgestanden. Menden muß sich in einer Stichwahl zwischen der schwarzen Pest oder der roten Cholera entscheiden. Da können wir noch so oft „über´n Berg“ gehen, eine dieser Krankheiten wird sich für die nächsten Jahre dauerhaft in der Stadt etablieren. Entweder wird die schwarze

Flupp

„Der Personalausweis ist ja nur noch die kleine Karte.“ Sie zeigt ein kleines Musterexemplar. „Da ist der Fingerabdruck optional. Beim Reisepass ist er Pflicht. Das kommt aus den USA.“ Das sagt die Beamtin so nebenbei. Als wäre ihr oberster Boss Barak Obama und nicht die Merkelmaschine. Sie antwortet damit auf meine Frage nach dem Fingerabdruckkästchen. Die andere Sache, weswegen ich eigentlich da bin, läuft zu meinem Erstaunen völlig reibungsfrei. Letzten

Grad treffe ich den Baumschubser in der Stadt und der erzählt, er habe von der Stadt eine Anfrage bekommen. Der Architekt des Rinnsals möchte gerne eine freie Sicht der Achse Bahnhof – Vincenz und deswegen sollen alle Linden, ein-zwei Kastanien und die eine oder andere Platane auf der Bahnhofstraße verschwinden. Ab wann wird Architektenwürgen strafbar`?

Rubin

„Übe Gelassenheit im Umgang mit Menschen“, ist eine Beschwörungsformel, die man gar nicht oft genug vor sich hersagen kann. Ferien sind bald. Der späte Vormittag ist voll mit Jugend mit fertigem Nachwuchs, fast fertigem Nachwuchs oder ganz ohne Kind. Endlich macht der Sommer seine Arbeit. Ich trage eine weiße Sommerhose. Menschen essen zum Frühstück Eis. Die Rößler-Rentner, heute zahlreich, belasten die Umwelt nicht nur mit ihrem überflüssigen CO2 Ausstoß. Ihre

„Rossini? Ist das nicht diese Baby-Schimmerlos-Klitsche? Der wir den Kir Royal zu verdanken haben?“ Ich sitze, Wunder über Wunder, in Menden vor dem Bahnhofsrestaurant Rossini und trinke Kaffee mit Blick auf den Vincenz. Es riecht intensiv nach geschnittenen Gurken. Das akustische Signal der Kreuzungsampel hört sich auf die Entfernung an wie das Freßgeräusch der Crazy Crabs, eines Taschenvideospiels aus den Neunzigern. Es hat was von Sommer, denke ich und prompt

Rinne!

  Eigentlich wollte ich über die Schönheiten verschiedener Sauerländer Regionen schreiben – eine Tour zur Sorpe über Kloster Oehling – und Enkhausen mit schmalen Straßen und prallem, satten Grün weckt manchmal in mir dieses Bedürfnis – aber als ich am Seniorentreff in Menden vorbeigehe, fehlt da seit den Morgenstunden eine gut gewachsene, gesunde, mittelalte Platane. Gäbe es doch Städteplaner, die gewachsene Strukturen einbezögen. Das aber sieht der Plan nicht vor.

    Plauzenträger mit durchgedrücktem Kreuz bewegen sich, als wären ihre Arme abgeknickte Paddel mit eigenem Motor. Arme wachsen, im Gegensatz zur Plauze, nicht weiter. Je ausgeprägter die Plauze, je breiter die Schultern, desto intensiver werden die Arme, durch Gravitations – Flieh –  und Schwingungskräfte in pendelnde, oder auch paddelnde Bewegungsabläufe gebracht, sobald der Hauptkörper losläuft. Zwei grimmige Ostpreußenomas werden umschmeichelt von Puderpartikeln des neunzehnten Jahrhunderts, NonChalance aus der gleichen

Feuer und Wasser

Schwitzende, wippende, tanzende Leiber, wummernde Bässe im Unterbauch, Brat – und Bockwurst, Geschrei, Gekicher, Gejohle, quietschende Reifen und Gehhilfen im Takt, Feuer, Wasser, ohne Feuerwasser; die Disco im Vereinsheim der Tanzsportabteilung des SV Menden (TSA Menden) hatte etwas. Draußen RaucherInnen neben dem Grill. Zwei, maximal drei Züge, dann war die Zigarette nass. Den Brat- und BockwurstkäuferInnen lief das Wasser von dem Grillstandzelt in den Nacken. Wieder im Tanzsaal, tropfte ihnen

peinlich

Wie peinlich ist es für die Kleinstadt Menden, wenn sie die letzte Stadt im kurkölnischen Sauerland mit einer Maria-Kahle-Straße ist, von der es, wie alle Interessierten heute Abend erfahren konnten, wirklich nichts Gutes zu berichten gibt? Merci Herr Peter Bürger.

Mendener Herbst

Abtrieb ist in der Stadt. Die Mendener Menschenmassen gehen zum letzten Mal in diesem Jahr vorbei an lebenslange-saubere-Fenster Ständen, sammeln sich an Freßbuden, Dachbedeckungskabäuschen, pakistanischen Biosynthetikklamotten, kaufen gebrannte Mandeln mit Burensteaks, verbrannte Souvlakis mit Tsatsiki oder slushbubblefrozen Irgendwas. Der Blasse steht in der Sonne und beobachtet humanoide Entitäten, und ein bißchen hab ich Angst, dass er unter der Sonnenbestrahlung in sich zusammenfällt. „Alles mitnehmen“, raunt ein Vater seinem Kind zu,