DSC01505All diese verkniffenen Bratzen* um mich herum bei diesem Sonnenschein.
Montagsbratzen. Die inneren Jalousien fest geschlossen. Ein Sonnenstrahl könnte die Spinnenweben über ihren verknöcherten Hoffnungen zerreißen.
– Früher wollte ich auch, damals konnte man, ich durfte ja nicht, das machte man nicht –
Ein Leben mit unterdrückten Hoffnungen, mit unerfüllten Wünschen. Eingesponnen und betäubt von dem haarigen Spinnending, welches sich Alltag nennt.
Du hast dich nicht genug angestrengt, lautet einhellig die Erklärung der Unterhaltungsindustrie.
Wenn Du es wirklich willst, erreichst Du es.
Aber was will man schon wirklich?
Bei der Mehrzahl der pseudozivilisierten Weltbevölkerung sind es die immer neuen, kurzlebigen Luxusobjekte. Irgendwie Reichtum, irgendwie Macht.
Irgendwie herausragen aus der Menge.
Letzteres ist gerade wieder en vogue.
Aufsteigen durch Niedermachen.
Die simpelste aller Aufstiegschancen.
Das reicht vom Nazi in Deutschland bis Donald Trump.
Experten warnten vor der reich-arm-Schere. Ich denke, die Empathie-Schere und die Bildungs-Schere sind viel weiter fortgeschritten.
Keiner dieser besorgten Bürger muß Hunger leiden. Niemand schießt auf sie. Alle haben sie ein Bett und ein Dach über dem Kopf.
Damit gehören sie zu den privilegierten Menschen dieser Welt.
Das wollen sie nicht hören.
Sie sitzen in ihrem Eiche-rustikal-furnierten Wohnzimmer auf flaschengrünem Velourbezug, sagen anklagend: „Schaut her! So muß ich leben. Und die kriegen alles reingesteckt.“
Dann wünsche ich mir, wie damals, in den Siebzigern in Armeerika, irgendwer würde das Leitungswasser von Sachsen mit gutem LSD versetzen.
Etwas Wahrnehmungserweiterung würde allen Nationalen sicher gut tun.
narr
*Ich weiß, Bürger „Bratzen“ zu nennen, ist despektierlich. Die Bratze ist das Teil, welches der Boxtrainer hält, und auf das der Boxer eindrischt.
Aber mir ist grad danach. Niemand ist vollkommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert