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Es ist nicht schön für Herrchen, wenn Frauchen gemeinsam mit ihm und ihrem kurzbeinigen Dackel einen Ringel durch die menschenleere Innenstadt machen will und sie dann trotz Leere eine Freundin trifft und mit ihr redet.
Er trippelt, die Hände tief vergraben in den Manteltaschen, auf der Stelle, geht ein paar Schritte vor, wieder zurück, geht bis vor einen überdachten Hauseingang, um sich dort, wo der Hall gut trägt, geräuschvoll zu räuspern.
„Geht das nicht etwas leiser? Du hast ein Benehmen wie ein Chinese,“ sagt Frauchen, während der schwarze Dackel mit auswärts gerichteten Pfötchen seelenruhig die Außendekoration eines Ladens anpinkelt.
Das stört sie nicht.
Die Freundin lacht, aber es ist nicht ganz klar, ob über den Mann oder über den Dackel.
Er verzieht das Gesicht zu einer gequälten Grimasse, an die sich die Haut schon seit dreißig Jahren gewöhnt hat.
Seine Frau sieht die Grimasse und fast möcht man glauben, sie denkt: Treffer! Versenkt!
Er behält die Grimasse bei, trippelt aber jetzt zu einem Schaufenster, in dem BH – Übergrößen und Messer aller Arten ausgestellt sind.
Es ist nicht ersichtlich, worauf seine Aufmerksamkeit liegt. Sein Gesicht hält er wohlweisslich verborgen.
Es ist Sonntag in der Kleinstadt.
narr

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