Fünfundsiebzig Jahre ist es her, da rottete sich das Rottvolk von Nazis zusammen und kotzte seinen Hass und Größenwahn über die Welt.
Wer sagt, das ginge ihn oder sie nichts an, der irrt.
Niemand ist frei von Faschismen.
Mir wurden als Jugendlicher noch scheußlichste Witze über Verbrennungsofenopfer erzählt, oder über die Leichtigkeit von Zyklon B.
Mein Vater sagte noch „der Itzig“. Er war weltoffen, politisch links und Gewerkschafter, gehörte zur weißen Truppe, da dreiundreißig geboren. Trotzdem drückte er manchmal antisemitische oder ausländerfeindliche Sprüche raus, dass es mir, als jungen Erwachsenen, die Wut und die Scham in die Augen trieb.
Im Unterrichtsplan des Gymnasiums wurde der faschistische Zeitabschnitt dieses Landes eher spärlich behandelt, an der Berufsschule in Unna dagegen wurden wir mit Dokumentarfilmen über Konzentrationslager bis zum Erbrechen geschlagen.
Beim Turnen disqualifizierte ich mich einmal, als ich nicht die rechte Hand zum Kampfgericht hob (moriturus te salutat) sondern sie zur Faust ballte.
Dieser anzügliche Turnvater-Jahn-Gruß wird heute noch auf jedem „Gauturnfest“ oder auf jedem internationalen Turnwettbewerb vor oder nach jeder Übung gemacht.
Die kleinen Gemeinheiten sind alltäglich geworden.
Lasst uns das Lachen nicht allzu bitter werden.
Wir alle tragen einen kleinen Faschisten in uns. Aber das heißt ja nicht, dass wir ihn füttern müssen. Solange er komatös in irgendeinem Winkel des Seins hockt, richtet er keinen Schaden an.
Trotzdem sollten wir immer ein Auge auf ihn haben
narr

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