Nachtrag zu Kamelle – regional

Tatsächlich ist Menden ja die Hochburg der Frohnatur. Das sagte jedenfalls, in den späten Siebzigern, eine Weinkönigen bei einem Weinfest in einer kalten Schützenhalle, in der es nach abgestandenem Bier und Erbrochenem roch. In meinen jungen Jahren baute das DRK am Rosenmontag ein großes Zelt auf dem Kirchplatz auf, um die alkoholvergifteten Jugendlichen sicher zu lagern, während der Scherbenteppich vor dem alten Rathaus nach oben wuchs, weswegen das aloholisierte Umfallen

Kamelle

Einmal herumgedreht, einmal gestockt, schon hat man den Anschluss verloren. Wird schon auf die letzte Generation geschossen, und wieso fahren Hamburger FDJler eine Rakete mit Hammer und Sichel als Friedensbringer durch Barmbeck? „Meine Wohnung ist ein Dekoparadies.Ich bin die Dekoqueen.“ Ja, die Deko ist ein Meister aus Deutschland. „Es ist Krieg.“ „Mach Deko drauf. Das hilft.“ „Da liegen erfrorene, ertrunkene, verhungerte Kinder.“ „Pack Deko drüber, wie die Partei. Dann freuen

Begleitende Gedanken zur nächsten Inszenierung XVII

Catcalling aus dem Bürgerhaus. Die Arbeiter des Subunternehmens der Abrissbrigade sitzen einen Stockwerk über dem alten Menden Info in den Fenstern und pfeifen vornehmlich Frauen, gerne auch unter vierzehn, hinterher, um dann, frisch gestärkt von dem Unmut der Angepfiffenen, mit Bohr- und Vorschlaghammer due Wände zu malträtieren. Gibt es da Medizin gegen Hört das Pfeifen auf, wenn die Eier weg sind? Lippen operativ entfernen? Von alleine kommen die Jungs nicht

Begleitende Gedanken zur nächsten Inszenierung XVI

Wetter. Ernsthaft. In einer Dampfsauna braucht es keinen Aufguss. Das Wetter schweigt, sprüht Tröpfchen in den Dunst und läßt mich feucht zurück. Ich steh ja mehr auf heiß. Ab 28°C aufwärts ist Wohlfühlzone. „In Griechenland ist alles Verbrecher. Hier Feuer, da Feuer, puff, puff, puff“, regt sich ein alter Grieche auf. „Alle kriminell.“ Dabei macht er mit jedem „puff“ eine Handbewegung, als würde etwas explodieren. Es gibt eine neue Theorie

Begleitende Gedanken zur nächsten Inszenierung XV

„Ich mach den Fernseher gar nicht mehr an. Ich ertrag es nicht mehr“, meint der Dackelrentner am Rollator. Die Resultate seines vergangenen Lebens bereiten ihm Angst. Auch, wenn eine Mitschuld für ihn völlg ausgeschlossen ist. ‚Die da oben‘ ist die gängige Floskel auf die Frage nach Verantwortung. Das Kunstfloß auf der Weser Richtung Dokumenta, hängt wegen wenig Wasser fest im Bett. „Draußen können wir so schlecht sitzen. Da kommen immer

Begleitende Gedanken zur nächsten Inszenierung XIV

Mendener Sommer ist, und gleich die erste Band fällt aus wegen Covid 19. Kein Bon-Jovi-Klon, sondern Roxette-Kopie. Mendener Massen hotten maskenlos rum. Die Tage soll es 45° C rund um Köln werden. Da möchte mensch doch gerne mit laufendem Motor auf dem Ring im Stau stehen und zuschauen, wie die Reifen schmelzen. Lindner hat – äh, nein. Über diesen neoliberalen Wackeldackel zu schreiben, ist zuviel der Aufmerksamkeit. Der Verkäufer der

Begleitende Gedanken zur nächsten Inszenierung XIII

Als wenn das allgemeine Chaos und die Hitze nicht schon genug wären, hat mich ein wildes Tier in den Hals gebissen. Kurz oberhalb des Schlüsselbeins trieb es Stachel oder Zahn hinein. Auch möglich, das es da hingepinkelt hat. Die Ameisen im Garten benutzen eine sehr starke Säure. Jetzt wächst mir ein Quaddelkopf. Sydney steht unter Wasser. Juchhu. Burn baby burn, flüstert leise der Planet. Die Party ist schon voll im

Begleitende Gedanken zur nächsten Inszenierung XII

Jeden Mogen die gleiche Frage. Wie vielen unangenehmen Menschen werde ich heute begegnen. In sauerländischen Kleinstädten ist das häufig 9/10 der Gesamtbevölkeung. Zusätzlich noch das kleinstadtübergeifende Phänomen der TschiborentnerInnen. Das sind die, die den Planeten nachhaltig geschädigt haben und jetzt, großkotzig in Beige mit ihem E-Bike alles niedermähen, was nicht bei drei im Straßengraben ist, und sich, mit einem dummen Spruch, aus der Verantwortung davonsterben. Wozu hab ich jahrelang meditiert,

Begleitende Gedanken zur nächsten Inszenierung XI

Die Kirmes ist vorbei. Vier Schlägereien und ein sprunghafter Anstieg der Inzidenz. Die SchaustellerInnen sind zufrieden. Müllberge werden beseitigt und über der Stadt hängt eine Dieselglocke von den Zugmaschinen der Fahrgeschäfte. Die EU will ab 2035 keine Verbrennungsmotoren mehr. Sinnvol wäre ab 2025. Es dauert dann eh noch 15-20 Jahre – ich hab ne Sondergenehmigung, Attest vom Arzt, ist doch historisch – bis die Dreckschleudern wirklich verschwunden sind. Dann wird

Begleitende Gedanken zur nächsten Inszenierung X

Das Auto der Liebsten ist in den Focus der Nachbarschaft gerückt. Kleinwagen ohne Arschlochauspuff haben auch noch LiebhaberInnen. Orkanwarnungen schwappen über NRW. Der neue Sound of summer. Ohne Naturkatastrophe ist Sommer doch kein Sommer. Ihr freundlicher Tornado aus der Nachbarschaft. Der Morgengruß ist nicht mehr: „Guten Morgen“, sondern: „ Haben wir noch ein Dach?“ Affenpocken sind gerade der heiße Scheiß. Ob Menschen irgendwann begreifen werden, daß es einen direkten Zusammenhang