Und dann ist da jemand in der Bekanntschaft, den das mit den Nazis nicht weiter stört, alles halb so wild, und ich schau mich um und sehe so viel Zustimmung, und ich denke mir: sind die alle blind, taub und lernunwillig, dass ihnen der braune Sabber wie Kautabaksaft aus den Mundwinkeln läuft. Die Niederlande, Ungarn und Deutschland wollen, pfui Teufel, das Asylrecht aushebeln, und Europa geht sowas den Bach runter. Scheiß auf Schengen, Scheiß auf Humanismus. Dem Kroppzeug mal zeigen, wo der Hammer hängt.
Nichts ist gut, wenn Gier nach Gütern groß.
Demokratie heißt, sich auch als Arschloch frei entfalten zu dürfen.
Und in einer Diktatur kann man sich nicht als Arschloch outen?
Solange es gegen das Volk geht, immer.
Und wenn die Omis gegen Rechts da sind, rufen Nazis die Polizei. Nazis haben Angst vor linken Omas.
Die anderen Parteien haben die letzten 20 Jahre nicht zugehört. Vorbei, vorbei. Am Volk vorbei. Und tun überrascht in Thüringen, weil Nazis im Landtag das tun, was Nazis eben so machen. Alle, nicht nur die Nazis, benehmen sich, als wären sie unberührbar.
Er war ja nie wirklich weg, der Faschismus, steckt er doch in uns allen. Und wer nicht merkt, was sich da in den Synapsen festsetzt, nicht reflektiert, was für ein menschenverachtender Nazischeiß über die eigenen Lippen kommt, ist eins, zwei , drei, ich bin so frei.
Synagogen brennen, Moscheen brennen, in Hamburg werden Geflüchtete aus dem Kirchenasyl abgeschoben, 2+2=5.
Sollte es den Baum des Lebens geben, sitzen wir auf Totholz und trinken Filterkaffee aus Edelstahlfiltern.
Baum gepflanzt, Haus gebaut, Kind gezeugt, Planet zerstört. Alles richtig gemacht.
Wir lassen uns doch vom Klima nicht den Mendener Herbst verderben.
Es ist, als würde man am Totensonntag über den Friedhof gehen. Kerzen brennen vor den vielen Gräbern leerer Läden, auf Tapeziertischen wird Kirmeschnickschnack zu Höchstpreisen verkauft.
Nur noch etwas konsumieren. Was morgen ist, ist heut noch nicht. Und während sie Kuchen, Würstchen und Waffeln am Stiel verspeisen, kommentieren sie das Konsumierte. Bah, zu viel Backpulver, zu laff, der Stiel zu rauh, und dieser ganze Müll, alles viel zu teuer.
So wandel ich durch die Nekropole am Rande des Ruhrgebiets, stolpere über fallengelassene Lebensmittel und wünsche mir innig, die klugen WissenschaftlerInnen dieses Planeten fänden endlich dieses Graviatationsteilchen, heißer Scheiß, und den Zugang zum An/Aus Knopf der Schwerkraft.
Die Leichtigkeit fehlt zur Zeit.
Hallo Mendener, begrüßt mich ein Wirt in Fröndenberg. Fröndenberg hat eine ähnliche Totenstarre wie Menden. Da fällt es auf, wenn eine Leiche den Friedhof wechselt. Immerhin scheint die Sonne und niemand zerfällt zu Staub. Dafür steht kaum das Fahrrad still, hat eine Flugspinne ihren Fangfaden ausgeworfen und nutzt den rechten Lenkergriff als Anker.
Wer weiter will, muss Bindungen zerreißen.
„Töten, weil Du es kannst. Deine Bundeswehr.“
Deja vu als Dauerzustand, manchmal verzerrt, aber nie weit entfernt vom Original.
Die Orangenwurst ist zurück, die liberalen Schnullis haben mal wieder die Regierung gestürzt, Merz will Kinder, Küche, Kirche für alles Weibliche, rosige Zeiten für Männer in rosiger Haut, (Peter Ustinov schrieb“ rosige Hautfarbe“ für sein Visum, als er das erste mal nach Amerika einreiste), neun Billionen Dollar Förderung für Fossiles, für Schäden, ach, da muss ein Zehntel reichen, während Katastrophen sich gerade eingrooven und immer massiver werden.
Die nationalen Dummheiten großer und reicher Staaten, oder kleiner und reicher Staaten machen mir immer mehr zu schaffen.
Wie blöd von mir.
Kein Verstecken, keine Hilfe, keine Flucht.
„Kein Verstecken, keine Hilfe, keine Flucht“, das ist es doch, Wowo. Berührbar bleiben, auch wenn sich keine Lösung zeigt. Noch nicht.