Der Asphalt ist sonnengereift und gar.
Der Fußweg flirrt, wie mit heißem, stinkig schwarzen Käse überbacken.
Fahrrad, Roller – Rollstuhlfahrer, RollatorenschlurferInnen und KinderwagenschieberInnen versuchen, den fast flüssigen Bodenbelag irgendwie zu umschiffen. Aber bei diesen Temperaturen ist jede zusätzliche Bewegung eine Herausforderung, der sich nicht alle stellen.
So ist häufig ein „Scheiße“, oder ähnliches Fluchen zu hören. Aber selbst diese Lautäußerungen klingen matt, erschöpft. Es ist zu heiß für einen kräftigen Fluch.
Männer stehen, hocken oder sitzen vor ihrem Stammcafe,trinken Espresso, rauchen Kette und werfen die Kippen auf die klebrig, zähen Stellen des Bürgersteiges, die langsam die Form plattgefahrener Igel annehmen.
Die Apothekerinnen schleppen Fahrradständer und Werbeschilder in die Apotheke und freuen sich sichtlich auf den Feierabend.
Die Männer beobachten sie. Aber das übliche Johlen und Pfeifen bleibt aus. Zu trocken die Lippen, zu kratzig der Hals von den hohen Ozonwerten. Die Machos aus dem Süden Europas kapitulieren vor der Hitze, die ihr Testosteron verdampfen läßt.
Ein dickes Hardcore-Kaltblut sitzt mit geschlossener GoreTex-Jacke beim gegenüberliegenden Frisör im Stuhl und bekommt Nase und Ohren ausgebrannt, während er mit dem Smartphone spielt.
Die Männer vor dem Cafe glotzen. Sie winken den Chef heraus. Der kommt mit Goldkettchen, Hündchen, starker Brustbehaarung bei offenem Hemd und schulterlangen Locken hinter der oberen Glatze, setzt sich auf die Stufen und lacht.
Mehr Männer kommen aus dem Cafe. Sie verteilen sich auf die verschiedenen Hauseingänge der Straße, drücken sich in den Schattenbereich und telefonieren. Die Geschäfte laufen bei jeden Temperaturen.
Gemächlich tanzen die letzten Sonnenstrahlen in den staubigen Resten des abgerissenen Supermarkts mit Wohnhaus.
Mehr wird heut nicht.