Ich rieche wie ein Wunderbaum.
Eigentlich meine Kopfbedeckung, weil die zu nahe neben den parfümierten Einlegesohlen für meine neuen Sandalen gelegen hat.
Die ersten Einlagen waren flauschig, mit Aloe-Vera und halfen gut gegen die Blasen. Die jetzigen sind hart und riechen nach Wunderbaum.
Olfaktorisch verwirrte AutofahrerInnen flirten vermehrt mit mir, weil ich ihren Stallgeruch trage.
Ich bin nicht sicher, ob mir das behagt.
„Nein. Es ist ja nicht mehr unser“, sagt die alte Dame auf meine Frage, ob sie kürzlich in Danzig gewesen sei.
„46 sind wir aus Danzig vertrieben worden. Mein Bruder war bei der SS und hat seinen Söhnen Schläge angedroht, falls sie in die HJ gehen sollten. Den hat die SS auch später erschossen. Der andere Bruder war Koch beim Führer in Obersalzberg. Ihre Mutter hab ich bei Stöß Fritz kennengelernt.“
Die Rößler-Rentner ärgern sich, dass das BVG das Betreuungsgeld gekippt hat. Sie sehen die Weibchen gerne an Herd und Staubsauger, möglichst noch rechts und links ein Kind auf dem Arm.
KiTa ist wie Kommunismus.
„Die wollen da nicht hin. Die wollen bei der Mama bleiben.“
„Warum kriegen die denn Kinder, wenn sie sie doch abgeben.“
Sie halten das Gesellschaftsbild von Dr.Gusti Gebhard (1962 ) in Ehren.
Schlaganfall und Spaß dabei, denke ich bei dem alten, völlig aphasichen Mann, dessen linker Arm eng am Körper anliegt, die Hand zur gekrampften Fastfaust zusammengeballt.
Bassig lacht und gluckert er, grüßt jeden mit einem wohlwollenden Geräusch und kollert gurgelnd, wenn die Verkäuferinnen seine bescheidenen Wünsch erahnen.
Ob er vor dem Anfall auch so eine Frohnatur war?
Er ist mir um so vieles angenehmer als dies vertrockneten Kohlrabie aus der Rößlerecke.
Außerdem rieche ich wie ein Wunderbaum.