Wie war das noch mal?
Als die Einwohner des europäischen Kontinentes fragten, wieso die Japaner bei all dem Unglück so ruhig und gefaßt geblieben waren, lautete die Erklärung, das sei so Tradition, sein Gegenüber nicht mit dem eigenen Leid zu belästigen.
Eine beeindruckende Tradition.
Betrachte ich mein Umfeld, mich selber, so springt das fremde Leid mich an, während meines das Umfeld anspringt.
Das nervt zuweilen. Vor allem die Erkenntnis, wie oft ich mit privatem Leid hausieren gehe.
Soll ich also in Zukunft mehr auf Haltung, Sprache und Gesichtsausdruck achten?
Wieviel privates Leid will ich meiner Umwelt zumuten?
Wieviel privates Leid kann ich von meiner Umwelt vertragen?
Ist es für die europäische Moderne nicht seit einiger Zeit en vogue, seine Gefühle offen zu zeigen? Sowohl im öffentlichen wie im virtuellen Raum?
Schon hör ich aus dem Hintergrund: geteiltes Leid ist halbes Leid.
Quatsch. Geteiltes Leid ist doppelt Leid.
Leiden wird nicht leichter, bloß weil es öffentlich geschieht.
Das schaukelt sich allenfalls zum Wettbewerb hoch, wessen Leiden schlimmer ist oder tiefer geht.
Klick dich doch weg, wenn es dich nervt.
Guter Tip. Erinnert mich daran, wie ich zufällig auf das erste Bild einer öffentlichen Exekution stieß und schnell weiterklickte. Zu spät, wie sich herausstellte, weil das Bild sich tief in´s Hirn gefressen hatte.
Free speech.
Ja, natürlich. Unbedingt. Es gibt keine Alternative zur freien Rede.
Aber Jammerlappen dieser Welt – und ich gehör dazu – sollte sich überlegen, ob es wirklich nötig ist, die Wewewelt mit ihren Wehwehwehchen zu belästigen.
narr

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