Ein Sakrileg.
Sonntag morgen elf Uhr. Der narr benötigt Inspiration. Und Koffein zusammen mit Nikotin. Und Menschen, die ihn inspirieren.
Nicht lange überlegen, gegenüber ist Mandrake, das italienische Cafe.
Der Inhaber trägt sein Haupthaar offen über der Schulter, ein Schneidezahn ist seit der letzten Diskussion irgendwo anders als in der oberen Zahnreihe, das dichte Brusthaar schaut wie ein Pelz aus dem T-shirt.
An einem Tisch sitzen durchaus bekannte Gesichter.
Menschen, die täglich in dieser Straße sind, warum auch immer, des Weitern Inhaber von Pizzerien, ihre Fahrer, und ein Koch.
Sie sitzen zusammen an einem Tisch und drehen sich, als ich das Cafe betrete, unisono zu mir um.
“Guten Morgen,” sage ich laut in die Runde. “Guten Morgen. Einen Kaffee bitte.”
Der Inhaber lächelt mich an.
Groß oder klein? Milch, deutet er an, da er kein deutsch spricht.
“Groß, ohne Milch.”
Fettnapf .
Hier wird doch nur Espresso getrunken, sagen die mißbilligenden Blicke der Männerrunde.
“Gute Morg!” schallt es aus der tiefe des Raums. Die Sitzenden erwidern grinsend den Gruß und stehen unisono auf.
“Gute Morg, bon giorno!”
Der Kaffee kommt, und statt Danke sag ich Grazie, um die sizilianischen Gemüter etwas zu beruhigen. Niemand schaut mich an, aber alle Konzentration und Ablehnung ist spürbar auf mich gerichtet.
Der älter Roma betritt den Raum. Ihn grüßen alle mit “Gut Morg,” dann geht die gesamte Männerrunde vor die Tür.
Ich hab ganz offensichtlich am hellichten Tag italienisches Hoheitsgebiet verletzt. Des Nachts drücken sie schon mal ein Auge zu, komme ich auf einen Kaffee vorbei. Aber am Tag?
Italienische Cafés bleiben auf der ganzen Welt Hoheitsgebiet Italiens. (Damit sind keine Eisdielen gemeint.)
Man spricht italienisch.
narr

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