„Da wurden früher Jungfrauen runtergeschmissen.“
So hieß es seit meiner frühesten Jugend. Spannend, dachte ich, auch wenn ich nicht wußte, was „Jungfrau“ bedeutet.
Heute morgen kam mir die Idee, doch eine kleine Fahrradtour dorthin zu machen. Burg Klusenstein, ich komm dich besuchen.
Kurzer Stop bei Tönnesmann. Was dort gelagert wird, ist das Archiv des Presseklubs, manchmal Kunst und manchmal nur Wertstoff.
Vorbei an den Kalkwerken, die des Nachts eine geeignete Kulisse für ein Remake von „Bladerunner“ sein könnte.
Ich bin ja kein Schisser, hab Erfahrung als Fahrradkurier in Hamburg, aber mit dem Rad durch das Hönnetal zu fahren, hat mich doch ein wenig verkrampft aussehen lassen. Autos sind nicht meine Freunde, Autofahrer*innen erst recht nicht, wenn ihre Außenspiegel mich streifen. Vielleicht hätte ich den Zug nehmen sollen.
Irgendwie finde ich von hier keinen Weg zur Burg. Also außen herum, Richtung Deilinghofen und dann die erstmögliche Straße links ab. Der weiche Schotterweg ist mühsam mit dem Rad zu meistern. Aber dann:
Ein älterer Mann mit Schirmmütze steht wartend hinter einer Ecke und tritt hervor, als ich den Hof betreten will.
Ja, es sei Privatbesitz, nein, er sei nur der Pächter. Fotografieren ja, aber nicht für das Internet. Da habe der Besitzer, Reinkalk, etwas gegen. Ob ich denn wohl mal über die berühmte Brüstung, von der die Jungfrauen geworfen wurden, schauen dürfte.
„Gehen Sie ruhig durch. Sie haben ja mit mir gesprochen.“
Hier ist weiter nichts zu sehen. Schade. Das innere des Haupthauses hätte mich schon interessiert. Also zurück über den Schotterweg. Kurz angehalten, um ein Foto für die Liebste zu machen.
Und abwärts geht es. Jetzt möchte ich auch die alte Mühle, die unter der Burg liegt, sehen.
(Das war übrigens die übelste Strecke im Hönnetal mit dem Rad. Kein Seitenstreifen, viele LKW´s, und Idioten, die noch schnell an mir vorbei wollen und mich fast in die Hönne schubsen.
Wirklich schade, wie verfallen diese alte Mühle ist. Ob die auch Reinkalk gehört?
Mal nachfragen. Aber jetzt nach Hause. Ich bin das Fahrradfahren nicht mehr gewohnt.
narr