Ich korrigiere gerade den Roman GALZMANN von W. Weist und dachte so: Das ist doch eine schöne, nichts verratende Leseprobe. Habt Spass, oder so.
Cordoba. Ich bin in Cordoba.
Dicke Mauern mit roten, quaderförmig behauenen Steinen. Eine Steinbrücke. Ein Fluss.
Daneben, am Ufer, geduckte Häuschen. Eine steile Treppe. Ich such jemanden. Eine Person.
Oben die Mauerbrüstung mit einem Burgplatz. Araberhengste mit Federpuschel auf dem Hechtkopf drehen sich im Takt der Peitsche.
Mit einer Stummellenkermofa mit achtzig Kilometern in der Stunde durch die Nacht. Lichter ziehen Streifen, würziger Fahrtwind.
Dann treppab in eine Bar mit arabischem Ambiente. Jemand spricht mit mir, zieht mich mit in finstere Gassen, lässt mich zusehen, wie er ein Pärchen ausraubt. Nimmt Zigaretten von mir, die ich ihm durch Zellengitter reiche.
Mit der Mofa zurück durch die Nacht in die Bar. Da sind mein Mantel und mein Geld. Doch die Bar hat geschlossen. Mir ist kalt und ich weiß nicht, wo schlafen.
Überall Augenringe. Alle Menschen, die mir begegnen, sehen arabisch aus, sind unrasiert und haben riesige Augenringe.
Bett gegen Sex, sagen sie. Bett gegen Sex.
In der finsteren Gasse von vorhin hocken sie um eine Campinggaslampe mit blankem Glühstrumpf. Puhlen Hartkapseln auseinander, schütten den weißen Pulverinhalt auf einen Plastiklöffel, tunken diesen in Cola, halten den braunen, schäumenden Löffelinhalt über den Gasstrumpf, bis das Plastik Blasen wirft.
Jeder hält so einen Löffel und schiebt ihn dem linken Hocknachbarn in den Mund.
Ich höre, dass meine Zähne aufeinander schlagen. Sie klappern laut. Vielleicht hat mein Körper Angst.
Das Klappern wird rhythmischer. Klok klok. Klok klok. Die Araberhengste mit Hechtkopf und Federpuschel galoppieren vorbei. Klok klok. Klok klok. Das Hufgeklapper wird leiser, gedämpfter. Klok klok. Klok klok.
Ich dreh mich herum, da ist wieder der Mann in der Zelle. Du musst die Tür der Bar öffnen, gebe ich ihm irgendwie zu verstehen. Da sind mein Mantel und das Geld.
Er grinst mich an und raucht. Im nächsten Moment steh ich in der Bar. Da ist niemand.
Die Tresenbeleuchtung, kleine, grüne Glashängelampen, sind angeschaltet, aber stark heruntergedimmt.
Was wollte ich noch hier?
Ich kann mich nicht erinnern. Die Schatten der dunklen Sitzecken, der Nischen und Separees zischen mich an. Mir ist unheimlich.

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