DSC02099Diese Eisheiligen riechen nach Sommer.
Rossige Rentner blicken jungen Mädchen in armlos-bauchfrei-shirts hechelnd hinterher. Die alte Besitzerin der ehemaligen Leberwurstmühle sprüht in jede Fuge des Fußgängerzonenanfangspflasters hochpotente Essigessenz. Das ist Atem raubend und vertreibt den Geruch von Sommer. Vielmehr riecht es jetzt wie in alten Dunkelkammern.
Was gut passt, da ein Kollege und Redakteur der ehemaligen Mendener Zeitung neben mir sitzt und über sein Leid beim Lesen der Westfalen Post mit mir redet.
„Wenn der nochmal ‚Obrigkeit‘ schreibt, haue ich ihm eine rein. Ich hab ihm das schon mal erklärt. Wir haben keine Monarchien, und wir sind nicht Untertan. Wir sind der Souverän.“
Während er klagt,rennen, krabbeln, schlurfen, schleichen viele Souveränies an uns vorbei.
„Das ist die Obrigkeit“, seufzt er und deutet mit einem Kopfnicken auf die vorbeiziehenden Gestalten.
„Beruhigend ist das auch nicht, aber mir fehlt die Kraft zur Aufregung.“
Der italienische Furzknoten, il peto italiano, schwebt auf seiner Wolke der Flatolenzen vorbei und probiert sich kosmopolitisch.
„Mahlzeit, yasses, bon soir, nastrovie“, grüßt er gasig mit glasigen Augen. Niemand fühlt sich angesprochen, keiner grüßt zurück, was ihn aber nicht weiter stört.
Die Fachfrau für Kaffeeverbrennung, schließt ihren Laden auf, und sofort nehmen die weißen Clownshunde ihre Schaufensterposition ein. Mit beiden Vorderpfoten an die Schaufensterscheibe klopfen, wie die chinesischen Winkekatzen. So stand es in ihrer Stellenbeschreibung.
„Wollen Sie meine große Möhre sehen“, fragt ein gegeelter Seitenscheitelkunde mit rosigen Wangen. Bestimmt ärgert sich jetzt de Fachfrau über die Wahl ihrer Hunde. Rottweiler oder Dobermann wären die richtige Antwort ob dieser Unverschämtheiten.
Ist es eigentlich bekleidungstechnisch so vorgerschrieben, dass die ungelenksten Menschen große Sportwerbung auf ihren t-shirts tragen?
narr

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