„Du schaust den Leuten nur vor den Kopf.“

„Ich? Nee. Ich schau den Menschen in die Augen, auf die Haare, manchmal Kleidung, ich schau die Hände an und Fingernägel, hin und wieder auf die Schuhe. Ich schaue, ganz wichtig, auf das aktuelle Verhalten, die Stimmlage beim Reden, die kleinen Ausdrücke im Gesicht. Da ist so viel, was man an Menschen erkennen kann. In den Kopf zu schauen, ist erst mal nicht nötig.“

„Und dann lügen sie Dich an.“

„Und? Das tun Menschen doch so oder so. Aber vielleicht, und das ist meine Hoffung, hilft die gründliche Betrachtung des/der Gegenüber vorher, um die Lüge besser zu erkennen und besser zu bewerten.“

„Das ist mir zu anstrengend und dauert ja ewig. Ich seh sowas nicht. Aber ich fühl mich auch schon angelogen, wenn man* mir einen guten Morgen wünscht. Ich glaub den Leuten gar nichts mehr.“

„Ja. Das ist schade. Manchmal sagen Menschen richtig tolle Sachen.“

„Glaub ich nicht.“

„Ach, da geht’s auch nicht um Glauben. Oder Schönheit, oder Geschmack.“

„Worum dann?“

„Um Neugierde, zum Beispiel. Wie Menschen gut miteinander auskommen können, ohne gemein oder gewalttätig zu werden. Deswegen muss man auch Nazis nicht zuhören. Da weiss man, was kommt.“


„Ja.“

„Neugierige Menschen haben selten Interesse an kleinlichem Geplänkel. Dafür gibt es doch viel zu viele Fragen. Zusammenhänge erkennen, begreifen, dass ein Quantensprung etwas sehr, sehr kleines ist, aber dass diese Winzigkeit von Etwas enormen Einfluss auf alles Übrige haben kann. “

„Hm.“

„Manchmal geht’s auch einfach nur ums Lächeln.“

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