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In der Mendener Volksbank riecht es wie vor der ehemaligen Krankenhausküche in Wimbern.
Ganz früher roch es so ähnlich, häufig ekliger, vor dem Vincenz-Altenheim. als es noch ein Kinderheim war.
Es gibt viele Erinnerungen an das ehemalige Krankenhaus in Wimbern.
Als ich das zweite Mal dort geboren worden war, lag meine Oma, laut Aussage der Ärzte, im Sterben.
„Vielleicht noch eine Woche.“
Gestorben ist sie achtzehn Jahre später.
Bei meiner ersten Geburt ging es gar nicht um mich. Da ging es um meine Mutter, die eine Blinddarmentzündung hatte.
Aber damals wurde noch großflächig aufgeschnitten. So erblickte ich für einen kurzen Moment das Licht der Welt, wurde aber schnell wieder ins schummrig, rote Licht zurückgeschubst.
Keine Eile.
Später, wenn wir Oma, die in regelmäßigen Abständen dort um ihre Gesundheit kämpfte, besuchten, rannte ich die Flure rauf und runter, fand die Weihwasserbecken an Aus- und Eingängen interessant – oh, kleine Schwimmbecken für meine Zigarettenfilterboote – und lief am liebsten, wenn es Wetter und Jahreszeit erlaubten, in den kleinen Park vor den Krankenbaracken.
Das war ein wilder Wald für mich, gespenstisch und verzaubernd.
In der Mitte dieses Waldes gab es einen großen, tümpeligen Brunnen.
Einmal hab ich im Winter eine Person dort Schlittschuh laufen sehen. Die Person lief immer im Kreis, immer um den zugefrorenen Wasserspeier herum.
Das war an sich schon seltsam. Aber richtig verwunschen wurde es, als das Glockenspiel erklang.
Es war so melodiös, so rein und fremd. Die Klänge schwebten in der klaren, kalten Luft wie Naschwerk für die Ohren.
Keinem der Erwachsenen war dies aufgefallen.
„Das bildest Du Dir ein. Sowas gibts hier nicht“, sagten die Eltern, die sich in den überheizten Krankenzimmern mit Kirchenradio aufhielten.
„Aber ich habs doch….ach, lassen wir das.“
Dieser Klang schwebt heute noch in meinem Geist.
 

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