Beine, Turnschuhe, daneben eine leere Kaffeetasse, im Hintergrund eine Sicht auf Menden

Jeden Morgen.

Jeden Morgen kommt sie in die Bäckerei und kauft sich Latte-Macchiato-to go. Sie benutzt keinen Thermosbecher.

Wie lang sehe ich sie jetzt diesen Weg gehen? Zwanzig, dreißig Jahre? So in etwa.

Als Erstes spitzt sie immer ihre tantenrosafarbenen Lippen und zutscht dann an dem weißen Plastikdeckel.

Vielleicht eine Form der Werbung.

Ihr Job ist es, Menschen kosmetisch zu verschönern, aufzuhübschen.

Ihre sichtbare Lederhaut und die pastelligen Lippen beschreiben ihren Stil. Es wird Menschen geben, die so etwas mögen. Ganz sicher. Ich gehöre nicht dazu. Aber zurück zu den Bechern.

Einer pro Tag, bei fünf Tagen die Woche macht das um die 250 Becher, Urlaub und Wochenende schon abgezogen. Das mal zwanzig, dann sind es schon 5000 Becher, die ich gerne mal in ihrer Aufhübschbutze eindrucksvoll ausstellen möchte.

Spricht man sie drauf an, sagt sie: „Ja, ich weiß. Muß ich dringend ändern“, und kauft am nächsten Tag gleich wieder einen Becher.

Die Routine sitzt und wird gegen alle Vernunft weiter fortgeführt. Veränderung ist immer pfui. Oder unerreichbar in der linken Gehirnhälfte abgelegt und keine Verbindung geknüpft. Die Information des Bechermülls ist ja vorhanden. Aber der Hype um die 50000 Becher pro Minute weltweit, der vielleicht drei Monate dauerte, ist schon lange vorbei, und wer in dieser Zeit nicht den Sprung zum Thermosbecher oder besser noch, zur Kaffeetasse geschafft hat, benutzt eben, wider besseren Wissens, weiter diesen Müll.

Ganz selten ist es die Einsicht, die Menschen dazu bringt, ihre Routinen zu ändern.

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