„Stell zu! Stell zu! Stell zu!“
Kryptisches Gebrülle in der Lindenschänke. Es ist Weihnachtsfeierwochenende in Deutschland. Die Gastronomen reiben sich die Hände. Bier – und Schnapsströme, frittierte Kartoffelberge und Fleisch.
„Stell zu! Stell zu! Stell zu!“
Die Wirtschaft ist so vollgepackt, dass die Servicekräfte Schwierigkeiten haben, an die Tische zu gelangen. Die Unterhaltungen der Gäste funktionieren nur lautstark, weswegen der allgemeine Geräuschpegel gut oberhalb der Schmerzgrenze liegt.
„Stell zu! Stell zu! Stell zu!“
Auf die Tische der Stellzu-Brüller tragen die Servicekräfte vier Schüsseln aus Metallgeflecht in der Größe von Woks, befüllt und aufgehäuft mit Gegrilltem. Grob geschätzt sechzig Kilogramm Fleisch.
„Wir bedanken uns bei der Bedienung mit einem dreifachen Stell zu! Stell zu! Stell zu!“
Charles Bukowski hätte seine Freude. Zwischen Schmatzern und Schlürfern, unterbrochen von Gruppenwanderungen der RaucherInnen, die sich mit niedrigem Nikotinlevel zitternd ihren Weg nach draußen bahnen, wird langsam klar, dass es sich um eine Feier von PostzustellerInnen handelt.
„Stell zu! Stell zu! Stell zu!“
Wir haben keinen so berufsbezogenen Trinkspruch. Wir essen, trinken und bedauern, keine Ohrschützer, sogenannte Micky-Mäuse, dabei zu haben. Würde die Berufsgenossenschaft hier die Lärmemission messen, wir müssten Strafe wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen zahlen.
So helfen , nach Verlassen des gastronomischen Kleinods, gegen den Lärmschmerz zwischen den Ohren nur zwei Aspirin und die Hoffnung auf eine stille Nacht.