Seltsame Zeit, halb sieben Uhr morgens.
Die Nacht noch in den Knochen, drei nächtliche Führungen und die vierte war für die Katz, an Schlaf nicht zu denken. Die Gedanken kreisen um Wiederholungen der Demenz. Es sind die gleichen Wiederholungen, die in der Nacht die Runde machten. Nur sind sie diesmal nicht laut ausgesprochen, sondern kreisen stumm und doch präsent hinter den geschlossenen Augen, wie Sardinenschwärme beim Hochzeitstanz.
Im Liegen kein Entkommen. Aufstehen, um diesen Strudel zu durchbrechen. Wer braucht schon Schlaf?
An einigen Stellen liegt, Schneeflocke neben Schneeflocke, ein fadenscheiniger weißer Belag auf den Freiflächen, auf denen tagsüber Autos stehen.
Dunkel ist es. Kalt auch, aber nicht schlimm. Feuchtfrische Luft.
Beim Durchatmen rasseln die Bronchien. Der Nikotinkonsum in solchen Nächten ist nicht ohne.
Drei Jugendliche versuchen, durch die nasse Autoscheibe eines großen, geparkten BMW´s die technischen Einzelheiten im Inneren zu ekennen.
Ein junges Mädchen steht, leise und anmutig singend, vor dem Schaufenster eines Juwelierts. Es verbreitet eine anrührende Stimmung, wie sie da steht und leise singt in der ansonsten menschenleeren Fußgängerzone.
Vor dem Rathaus ist die Flutlichtanlage für die Baustelle an, doch kein Bauarbeiter ist zu sehen. Schon länger nicht. Aber da die fünfhunderttausend Euro Landesmittel ausgegeben werden müssen, treibt die Stadt die Stromrechnung in die Höhe.
Vier modisch gekleidete, junge Frauen flanieren durch das Fluterlicht. Was für eine Mode, die verlangt, dass Frauen aussehen wie eine Reiterstaffrel der berittenen Polizei. Irgend ein Modefurz sagt Stiefel, und schon marschieren sie im Stechschrit über den Catwalk der Innenstadt. Kästners Klassefrauen sind universal und unsterblich.
narr

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