Erwähnte ich schon mein Ungemach nach meines Doktors Umzug? War die Praxis vorher leicht schrullig und gemütlich, ist sie jetzt straight ungemütlich. Die Autos rauschen vorbei, es ist laut, kalt, und um 7.15 Uhr steht die Schlange bis zum Parkplatz.

Vielleicht hat die ÄrztInnenschaft Gefallen an dem Konzept „offene Backstube“ gefunden. Ds Blut wird bei offenen Türen abgezapft. Die AssitentInnen tragen Mint und Glitzer. Leider keine Showtreppe, aber halb erwarte ich mindestens Thomas Gottschalk, der die Show moderiert.

„Wetten, dass sie drei Ampullen abzapft, ohne einen Tropfen zu verschütten?“

Fünf männliche und eine weibiche Person stehen mit dem „Golden-Shower-Becher, Natursekt in den verschiedensten Gelbtönen, in der Hand vor dem Tresen. Eine mitfühlende Seele hat sen Becherchen massiv in Staniol verpackt. Später, im Labor, soll der Sekt ja noch schön warm sein.

Der Tresen protzt im Gehabe einer Zollstation eines kleinen Flughafens.

Deswegen wirkt es absurd vertraut.

Douglas Adams verwendete in einem Roman Fingernägel und Haare, um eine Figur ein Ticket durch das Universum kaufen zu lassen.

Vielleicht spenden sie auch für niederländischen Raketentreibstoff aus Urin. Sämtlicher Urin des kleinen Königreiches reicht nur bis kurz hinter die Umlaufbahn des Planeten.

Wer weiß schon, wo diese Menschen hin wollen.

Die einzige Rezeption im Krankenhaus, die besetzt ist, befindet sich in der Lobby. 14.00 Uhr sollte das Beratungsgespräch sein. Jetzt ist schon zwanig nach, und – einen Moment noch – telefoniert eine Frau, winkt mit ihren Augenbrauen, dass ich draußen warten soll. Wedel, wedel.

Ein alter, weißhaariger Mann stört sich nicht an der wartenden Schlange, klopft,, will eintreten wird aber zurückgepfiffen. Immer schön der Reihe nach. Eine halbe Stunde später komme ich zu der Einsicht, dass die hiesigen KolokopistInnen ein beschissenes Zeitmanagement haben.

Teil I der Beratung sieht so aus, dass eine Sekretärin mehrere Dokumente ausdruckt, sagt, dass ich die durchlesen und unterschreiben soll, des weiteren einen Fragebogen, den ich ausfüllen und unterschreiben soll, eine Zustimmung zur Intimrasur, sowie einen großen Karton mit Abführmitteln und die übliche Coronaverordnung.

„Sie werden dann von der Ärztin aufgerufen.“

Die Ärztin ist eine junge Tunesierin mit französischem Akzent. Sie ist freundlich und verdreht mit mir die Augen, als ich nach dem überbordenden Papierverbrauch anstelle des Digitalen frage.

„Ach ja“, sagt sie, „ist halt Deutschland.“

Ich denke, die Krankenkassen lügen, wenn sie behaupten, es gäbe kein Papier.

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