Es ist ein Hohn der Gegenwart.
Die lokale Informationswüste.
Zugebombt mit nationalen und internationalen Informationen, die eher an Werbung, Infos halt, denn an handfeste Information erinnern, pütschern die Regionen so vor sich hin.
Schon mal Radio MK gehört? Toll, der Radioreporter darf den Knopf der Polizeisirene eines Polizeiautos drücken und grüßt alle 300 diensthabenden Beamten des märkischen Kreises über Funk.
Oder die regionalen Seiten des WAZ Konzerns gelesen? Die Artikel müssen fix und fertig von den BürgerInnen eingereicht werden, dann dürfen sie hoffen, dass ein wenig davon in die Zeitung kommt. Selbst FotografInnen tauchen nur noch sporadisch auf, es sei denn, es gibt einen Unfall mit Blut, Verletzten, Toten, zerbeulten Autos, abgebrannten Mülltonnen, Häusern, am liebsten Alles zusammen.. Es rechnet sich halt nicht, gute Journalisten auf regionale Kümmernisse anzusetzen.
Das gibt den Kommunalpolitikern (das Kommunalpolitiker hat sich das Menschliche übergestülpt wie ein Kondom) natürlich einen enormen Freiraum.
Nicht ohne Grund gehen so viele kleine Städte der Region den Bach runter.
Natürlich könnte sich der narr an die eigene Nase fassen. Anstatt kleine Artikel, Schmähschriften und Pamphlete über die Dummheit, Roheit, Engstirnigkeit, über pathologisches Fehlverhalten oder strategische Bosheit zu verfassen, könnte er ausschließlich das politische Tagesgeschehen beobachten, berichten, was der Ziegelgustav und die Neutren der verschiedenen Parteien aushecken, verzapfen oder in Grund und Boden ruinieren. Aber das würde selbst der narr nicht lesen wollen. Und es wäre sehr massiv seiner, eh schon angeknacksten, psychischen Gesundheit äußerst abträglich.
Apropos.
Der narr hat eine sehr schwere Entscheidung gefällt. Es hat sich angefühlt wie ein straffgespanntes Gummiband, das reißt.
Er wird die Arbeit mit seinen Jungnarren und seinen Jungjungnarren aufgeben. Er ist das ständige Anklopfen der Gerichtsvollzieher leid. Er wird, wenn irgend möglich, mit Bravour den Borchert hinter sich bringen und dann die Mendener Kleinstadttheaterarbeit für eine Weile an den Nagel hängen.
Die Katastrophen werden ohne ihn auskommen müssen. Bei dem Desinteresse wird es den meisten eh nicht auffallen. Auch, wenn es ihm in der Seele schmerzt, sitzt ihm letztendlich das Hemd doch näher als die Hose. Er muß erst mal sein eigenes, kleines, im Moment sehr verkorkstes Leben wieder in den Griff bekommen.
Kein tumbes, stundenlanges Starren auf einen unbestimmten Punkt im luftleeren Raum mehr. Keine Panikattacken mehr vor jedem ungeöffneten Brief. Und bitte keine Mitleidsbekundungen seitens der Bevölkerung.
Der narr ist der Gestalter seiner Welt.
Wer sich ungefiltert öffnet, darf sich nicht wundern, wenn die Scheiße ihn überrollt.
narr