Aufstieg. Steil. Kalte Luft, die die Nasenhaare versteift. Feuchter Boden mit glitschigem Laub. Wurzeln, das Brechen trockener Zweige.
Auf halber Höhe ein Blick auf die Kleinstadt. Diesig, dösig. Weiter. Das da unten ist noch viel zu nah.
Einmal die Kapelle umrunden. Leider wieder keine offene Tür.
Höher. Da ist ein kleiner Pfad neben dem abgezäunten Wassergewinnungsgelände. Erst sanft, dann wieder steil nach oben.
Wege kreuzen sich. Egal. Irgendwie geradeaus. Hier verlauf ich mich nicht. Jeder Weg, Nichtweg oder Umweg wurde schon von mir begangen.
Am liebsten sind mir die Nichtwege. Vorsichtig jeden Schritt bewußt setzten. So geräuschlos wie es geht. Dann verharren, durchatmen, lauschen. Erst wenn man ruhig ist, spricht der Wald. Wispert, flüstert, krächzt und knistert
.
Dann greift die Erholung. Langsam den Kopf schwenken. Im Himmel brüllt störend ein Flugzeug, verschwindet aber auch wieder.
Und weiter geht es.
Rechts Fichten wie Soldaten, links Buchen wie mächtige Wächter. Die Novembersonne läßt Stämme blitzen und Laub glühen. Moosige Steine, Stümpfe, vollgesogen mit Leben und Nass.
Endlich dringt auch der Geruch des Waldes durch meinen Zivilisationspanzer, öffnet Türen zu früheren Kinderzeiten. Da war der Wald Spielplatz ohne Pädagogik. Nur Wald und man selbst.
Noch ein wenig weiter. Es tut gut, hier zu sein.
In naher Entfernung blitzt etwas Menschliches zwischen den Bäumen auf. Ein Vater mit seinem, vor den Bauch geschnallten, Kleinkind. Dann eine leise Familie mit angleintem Hund.
Ich kehre um, nehme einen anderen Weg. Abwärts. Etwas wackelt von links nach rechts, kommt näher, schnauft, tritt in kleinem Gang die Pedale und nuschelt unter dem strammen Kinnriemen ein:“Grüß dich“ und strampelt weiter bergauf.
Die Stadt empfängt mich brabbelnd und tuckernd.