Es gab in den 80gern einen Fotographen, der eine Reihe Glasnegative in purem Rheinwasser entwickelte.
Heute kann man Garnelen vorgegart aus der Nordsee fischen.
Jede Zeit hat ihre Eigenheiten.
Beglatzte Männer mit hochroter Pläte und einem Klemmnbrett unter dem flauschig rosa Arm, weichen einem bärtigen Tarnfleckträger am Rollator, mit interner Musikbeschallung, vorsichtshalber aus. Ihr Fachgebiet ist die Verwaltung, nicht der Umgang mit Menschen.
„Wie können Sie da nur wohnen? Da stehen doch so viele, schwarzhaarige Männer mit Bart auf der Straße.“
Der Geruch frisch ondulierter Haare entweicht ihrer Kopfhaut, und vielleicht schieb ich ihren Alltagsrassismus auf die dauerhafte Anwendung schädlicher Chemikalien für ihre Frisur. 60 Jahre regelmäßiger Frisörbesuch bleibt nicht ohne Folgen.
Dann seh ich eine Naziglatze und denke: „So ein Quatsch. Nazis entstehen nicht durch Anwendung von Chemiekalien. Vielleicht ist ihre Hirnchemie etwas durcheinander, aber Nazi zu werden oder zu sein ist eine höchstpersönliche Entscheidung.
So sitze ich mit einem Kaffee in der Sonne, während mein Geist Pfade betritt, die soviel Gewalt beinhalten, dass mein Körper zuckt, und ich den Kaffee verplempere.
Vielleicht liegt es auch an der Wickschen Gewaltorgie Ballerina, die ich vor Tagen im kalten, kleinen Kino sah. Eher so, geht so, als wow, aber bei Gewalt zuckt mein Inneres nun mal.
„Hallöchen.“
„Alles gut?“
„Muß.“
„Lass es Dir schmecken.“
„Danke.“
Ein zurückgelassener Hund in der Wohnung bellt sich die Seele aus dem Leib, dass es bis unten in die Eisdiele der Fußgängerzone schallt.
Das sind Geräusche, die meine Psyche gerade nicht abkann.
Verzweifelte Geräusche vom verlassen oder verletzen.
Außerdem Geräusche von Arschlochauspuffautos- oder Motorrädern, Geräusche fetten Lachens alter, weißer Männer.
Kurzum. Ich werde zunehmend geräusch- und geruchsempfindlicher.
Meine Musik hör ich alleine recht laut. Das ist Balsam für meine Seele.
Es liegt nicht an der Lautstärke.