Sumpfsack

Lange nichts mehr im Lügenland veröffentlicht. Wozu auch. Mir wurden, seitens der Politik, die letzten eineinhalb Jahre so viele Lügen um die Ohren gehauen, wissenschaftliche Aussagen als nicht wichtig oder nicht richtig verkauft, während kleingeistige, raffgierige PolitikerInnen durch Elend, Masken und Tests mit einem Rundum-sorglos-Paket ausgestattet wurden, dass mein Eindruck, Deutschland sei eine reiche, korrupte Bananenrepublik, sich enorm verfestigt hat. Das ist bekannt, aber gerade bricht die Gier und Rücksichtslosigkeit

Sicherheit

„Das ist hier ja wie in Fort Fun. Nur in nackig“, tönt es hallig und spritzig in dem Schnellcafé im AquaMagis, mit der langsamsten Bedienung im semi-ozeanischen Bereich. Herr Peter P. schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich ihm von dem Wunsch der Zwillinge erzählte. Die Liebste las die besonderen Konditionen zum Besuch der Badeanstalt laut vor, Buchung nur online möglich. -Bitte die Maske bis zur ersten Dusche

R>2,55

Die Rentnerclubs sitzen an Fünfertischen fast Schulter an Schulter. Gütersloh ist weit weg – alles, was sich hinter der Ruhr befindet, gilt im Sauerland als weit weg – und das Fleisch ist ja nicht betroffen von dem Virus. Die City ist voller Menschen. Abstand war gestern, und wenn überhaupt, werden 80% der Masken nasenfrei getragen. Alle regen sich über die Fleischfressermenschen auf, kaum jemand über die Menschenfressermenschen. R>2,55 pfeifen die

open

Das Büro hat wieder geöffnet. Wahnsinn ist das neue Normal und auch sonst wird unsere Selbstgefälligkeit uns noch tüchtig beuteln. Wir haben alles im Griff, alles unter Kontrolle, dozieren KommunalpolitikerInnen, sind aber nicht bereit, auch nur einen Menschen aus den griechischen Lagern zu retten. Schande über die Stadt, Schande über die RatsmitgliederInnen. Die Welt geht ihnen am Arsch vorbei. Hauptsache, Menden hat ein schönes Fußgängerzonenpflaster. Meine Straße wird von den

Dummes Zeug

„Nichts wird mehr sein, wie es war.“ Gehört dieser Spruch nicht zu nineeleven? Die Kneipe rechts gegenüber ist amtlich, mit neonroten Aufklebern versiegelt. Dafür rückt mir ein Kulturamtsfredi, jetzt als Marktaufpasser zusätzlich eingesetzt, da Corona-Regeln nicht eingehalten wurden, mit seinem Mundschutz so dicht an meinen Mundschutz, als wolle er mich küssen. „Kriegst ne E-Mail von mir. Wegen Kröten vom Land. Vielleicht könnt ihr da was abschöpfen.“ Dann wendet er sich

Arroganz der kleinen Macht

Vor zwei Wochen traf ich einen ehemaligen Arbeitskollegen von der Mendener Zeitung – die Älteren erinnen sich vielleicht an das unabhängige Tagesblatt- im Netto, und wir wetteten um ein Frühstück, wie lange das Ganze wohl dauern würde. Er lag bei max. zwei Monaten, ich bei 2021, sobald der Impfstoff da sei. Allen geht’s recht gut, ausser denen, die sterben, und Herr Laschet, in seiner Arroganz der kleinen Macht, mit lächelnden

Jackpot

„Künftig werden wir vernünftig“, sagt eine Frau auf dem Markt und muss dann selber über ihre Aussage lachen. Die Knochenschinkenresidenz wird laut mit türkischem Pop, aus einem parkenden Auto heruas beschallt. Der heftige Wind reißt mein Gehirn in Fetzen. Jedes Fitzelchen ein Stich. Menschen machen beim Anblick verhungernder Kinder Witze über Spargel, und ich zucke kurz zurück, als ein alter, jetzt leider dementer Freund mir die Hand zum Gruße reicht.

Mensch halt.

„All die Menschen, die wir nicht systemrelevant sind und langsam damit Schwierigkeiten bekommen, zu Hause zu bleiben, sollten uns jetzt ansatzweise vorstellen können, das Isolationshaft Folter bedeutet.“ „Ach was. Das sind zwei Paar völlig verschiedener Masken. Die Diskussionen auf der Straße passen sich der Zeit an. Vielleicht liegt es auch an diesen kleinen Becherchen, die mensch sonst in der Methadon-Abgabe bekommt. Hier werden sie, aus irgendeiner illegalen Quelle mit Espresso

Koronakuchen an Karfreitag

„Die Leute trauen sich nicht mehr zu essen“, schimpft Frau Nachbarin von Gegenüber, als sie von der Frühschicht im Cafe nach Hause kommt. „Alles tote Hose. Keiner will Koronakuchen an Karfreitag.“ Dann lacht sie und holt eine Türe mit übrig gebliebenen Backwaren für die Familie aus dem Auto. Ein einsamer Mann schaut Nachrichten auf dem Smartphone und dreht sich von ihr weg, als sie die Haustüre aufschließt. Dann läßt er

Sandkasten

Das Ordungsamt patroulliert zu dritt und ermahnt die Betreiber zweier nachbarlicher Cafes, auch des Nachts keine Gäste zu empfangen. Was sie nicht tun. Irgendwo draussen war in der Nacht eine Tuschelparty und jemand hat es gemeldet. Hier haben einige Männer Angst, wenn sie alleine sind. Sie stehen, wo sie immer stehen, diesmal eher hilflos, weil so wenige, nicken einander auf Abstand zu oder rufen sich ein „Alles klar?“ über die