Es zerreisst dem narren das Herz mitzuerleben, wie ein Mensch, der sein Leben lang agil und intelligent eben dieses Leben meisterte, auseinanderbricht.
Der Mensch vergisst zu essen und zu trinken, wird körperlich und geistig immer weniger, Erfahrungen haben ihre Bedeutung verloren, Grundsätzliches existiert nicht mehr.
Und dann erliegt dieser Mensch auch noch der Erkältungswelle, die über Schranken hinwegfegt wie ein bakterieller Tsunami.
Die Ärzte klagen über 30000 noch lebende Opfer, die Toten machen kaum mehr Arbeit.
Der narr hat das Pflegen erlernt, pflegt sich aber selber nicht und geht ziemlich auf dem entzündeten Zahnfleisch, während er Pampelmusenstückchen reicht und Nahrungspulver mit Vanillegeschmack anrührt.
Hat der narr eigentlich schon erwähnt, dass die dicke, alte Katze inkontinent ist und kleine Bröckchen aus dem Anus kullern, während sie eine Treppe herunterhoppelt.
Ist das Leben nicht schön!
narr
Ist es das richtige Wort: kalben, wenn neue Aspekte der Persönlichkeit einfach so auftauchen (nichts geschieht einfach so, alter narr) wie ein Eisberg der sich spaltet und neue Berge-Hügel-Huppel produziert. Das ist das Interessante an einer Demenz. Es sind keine Facetten einer Persönlichkeit. Na ja, eigentlich schon. Aber durch die Krankheit wird jede Facette etwas Selbstständiges, dauerhaftes. Was früher Teil der Persönlichkeit war, wird eigen, bekommt eigenen Rahmen, eigene Stimme, eigene Ausschliesslichkeit. Und das Ganze ist nicht linear und trotzdem fortschreitend. narr