Von der Erholung erschöpft zu sein, ist schon ein gutes Gefühl.
Draußen 35°C, der Kurzurlaub besteht aus Bett, Balkon, Terrasse, kleinen Spaziergängen, einer kurzen Tour nach Bernkastel-Kues-Touristennepp, rundum veganem Essen und Sauna bei 92°C.
Ich liebe Alles daran. Bis auf den Touristennepp.
Aber die Außentemperatur, die Saunatemperatur, Bett, Balkon, Terrasse, die Versorgung, die Menschen im Hotel, die sich alle für vegan entschieden haben, das Alles ist wunderbar.
Wegen meines neuen Tatoos bekomme ich laufend Komplimente. Am Dienstag gestochen, Freitag war ich in der Sauna, und alles super.
Das fühlt sich rundum sehr gut an.
Natürlich gibt es auch hier Risse in der Vollkommenheit.
Es ist Sportfest im Dorf, und gestern rannte eine Horde betrunkener Holländer die Straße rauf und runter. Die Umfaller wurde von der Polizei aufgesammelt.
Der größte Riss existierte seit Donnerstag, dem Tag der Ankunft.
Ein Kettensägenpärchen, das direkt gegenüber des Hotels, über dem anderen Ufer der Mosel, bis heute, Samstag, den ganzen Tag Bäume fällte.
Mit jedem Baum, der krachend umfiel, verkroch sich unser Hund unters Bett, wollte weg von der Terrasse, und das Kreischen der rotierenden Sägeketten ging gehörig auf die Nerven.
Einmal Regen, als wir in Bernkastel-Kues-Touristennepp waren.
Und natürlich die Arschlochautos mit ArschlochautofahrerInnen. Die gibt es überall, und der Rest hatte keine Chance, das gute Gefühl kippen zu lassen.
Sonntag ist, letzter Urlaaubstag, und ein Lastkahn schwimmt vorbei. Die LastkahnkapitänInnen kennen kein Wochenende.
Gegenüber der Terrasse ist die Schleuseneinfahrt. Ein Stockwerk höher, bitte.
Was ich beim letzten Urlaub in der Nacht als Partykahn zu erkennen glaubte, war auch nur ein Lastkahn. Die fahren morgens um Drei, sehr geräuschlos und leuchten mit starken Flutern rechts und links das Ufergelände aus. Die Fluter streuen und erreichen mühelos das erste Stockwerk des Hotels.
Das wirkt schon seltsam in der Nacht, wenn da langsam Lichter im Zimmer über die Decke ziehen.
Die Kettensägen schweigen, dafür fährt eine Rotte Motorräder mit ähnlichem Sound unterhalb der Terrasse vorbei.
Ich kannte mal einen, der fuhr eine Maico. Die hörte sich an wie eine hochtourige Nähmaschine. Auch nicht besser.
Auf den Balkonen über mir werden die Geranien gegossen. Das klingt wie sanftes Regentröpfeln auf die Markisen.
„Kuckuck“, sagt die Servicekraft und nimmt die leere Mineralwasserflasche vom Tisch.
„Magst noch eine?“
„Im Moment nicht, danke.“
Überall in den Balkonecken sind, mit Jungvolk gefüllte, Schwalbennester. Drei alleine auf unserem Balkon. Die halten ihre Eltern gut auf Trab. Als Schwalbenpappa würde ich aber mal ein Machtwort sprechen, so unverschämt, wie die Kleinen rumtschilpen.