Es will mir auch jetzt, nach mehr als sechzig Jahren Leben, nicht in den Kopf, wie Menschen sich erdreisten, über andere Menschen herrschen zu wollen.

Die Antwort ist erschütternd einfach. Die Mehrheit der Menschen läßt es zu. Der Rest wird mit der Gewalt von Waffen, Geld und undurchschaubaren Regeln im Zaum gehalten. Ideologien spielen auch mit, was sich in unterschiedlichen Heftigkeiten der Gewalt äußert. Bei Gewaltenteilung prasselt es von allen Seiten auf das Individuum, bei Diktaturen rummst es gewaltig von oben und von allen Seiten.

„Ich nehm das Schlemmerbrötchen und den Mettbagle“ ist die, in massiver Tonlage, herausgepresste Antwort mit Blick auf meine Anwesenheit. Der Kunde ist Fleischfresser und verortet mich vegan, was seinen inneren Drive erhöht.

Gibt es so etwas wie ein Herrscher- oder Unterdrückergen, oder sind PolitikerInnen, KönigInnen, DiktatorInnen nur große Arschlöcher, von Mama zu wenig geliebt, oder von Papa zu heftig mit dem Kopf gegen die Wand geknallt, oder beides?

So einfach ist es wohl nicht.

Auch, wenn wir es doch so gerne einfach haben. Ich hab Recht, und Du bist schuldig.

Das ist die beliebte Nazi-Schwurbler-Klimaleugnertechnik.

Es ist die Zeit der großen Lügen, der schwarzen Lügen, gesellschaftlich, politisch, ethisch, privat, innere Lügen, äußere Lügen. Die Jahresendfeiern bringen die dunkelsten Seiten der Menschheit hervor. Happy new year, Miss Sophie.

Im Ying und Yang der Lügen herrscht gerade die schwarzen Seite, die weißen Lügen werden gräulich.

Man muss glauben können. Friede den Hütten, Krieg den Palästen.

„Könnte ich bitte den Allgemeinplatz von vorhin noch einmal sehen?“

Wissen über Chemie, Physik, Biologie, Genetik, Technik, Astronomie, Geologie, Klima und noch so vieles mehr steht zum Abruf bereit. Kaum wer außerhalb der Wissenschaftsblase will es wissen. Denken ist etwas anderes als konsumieren.

So hangeln wir uns durch die Welt, möglichst immer in Bewegung. Stillstand ist der Feind der Oberflächlichkeit, einsinken ins eigene Denken beängstigend.

Warum lernen wir an den Schulen eigentlich nicht das Denken? Wir lernen auswendig.

Das Ding an sich. Kant beim Weihnachtsessen in einem proppenvollen Restaurant.

Nikki the heat leitet eine soziale Brennpunktschule in Köln und lässt mich über einen Fotojournalisten in Teilzeit grüßen. Das schießt mich kurz nach Wiesbaden, tief in die Vergangenheit, vom Winde verweht auf Gelsenkirchener Barockmöbeln geschaut mit dem ewigen Martinshörnersound des benachbarten Krankenhauses, so lange her, dass es fast nicht mehr zu mir gehört.

Weihnachtsmann, pack mich nicht an. Vergewaltigungsnetzwerke, Bingo Bitch und Unsere liebe Mutter des langen Leidens.

„Ich wollte nur die Krümel vermeiden. Dann muss ich zu Hause schneiden, wenn es noch zu warm ist.“

Es wird kein Ende geben mit den sinnlosen Gesprächen.

Dass PolitikerInnen plappern, ist am unangenehmsten. Die erwarten, dass man ihnen zuhört und applaudiert.

Jetzt ist die psychotische Orange Präsident von Armeerika. Sein Dukatenscheißerkumpel Elon trainiert schon mal den Führergruß, und auch sonst ist die Welt ausser Kontrolle.

Jeden Tag übertreffen sich die gerissenen Höchstwerte weltweiter Katastrophen mit Wind, Feuer, Wasser, Erde.

Meine Sprachlosigkeit bleibt unerhört.

Gibt es einen Fachbegriff für Menschen, die am Ende einer Rolltreppe oder im Eingangsbereich stehen bleiben und den Durchlauf blockieren? Ich bin durch, die anderen, scheißegal?

Der Grußaugustpolizist stakst durch die Zone, als hätte er sich in die Hose gemacht. Er ist wirklich kein Ersatz für dirty Dietmar.

Hier, in der Nekropole am Rande des Ruhrgebiets halten sich Menschen ihre Smartphones wie ein Brikett oder Pizza to go ans Ohr.

Herr Ziemiak trägt auf den Wahlplakaten ein verschlagenes Grinsen wie ein durchschnittlicher Lude.

„Ein Latte Matschiato bitte.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert