Hab gerade ‚Lucy‘ gesehen. Hat mir sehr gut gefallen. Ich mag ja auch das französisch-schmutzige an Monsieur Bessons Filmen. Irgendwo spritzt immer Blut. Aber es ist schon interessant, dass ich heute, vor dem Film, diese Zeilen geschrieben habe.

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Es besser machen. Besser werden. Ein besserer Mensch.
Das war in einer späten Jugend ein durchaus ernst gemeinter Vorsatz.
Die Philosophin neben mit raufte sich die Haare.
„Was meinst du damit? Besser. Das ist so schwammig.“
Ja, was meinte ich damit?
Intelligenz², Fähigkeiten verbessern, Gefühle besser deuten lernen, die eigene Empathie trainieren, den Körper trainieren (was in Fahrradkurierszeiten nicht wirklich Thema war).
Aber hätte es die Möglichkeit gegeben, sich einen dritten Arm, oder einen zweiten Kopf wachsen zu lassen, ich hätte nicht gezögert.
Dabei hatte ich nicht das Gefühl, mir nicht zu genügen. Ich wollte mich nur verbessern.
Nicht, um besser als andere zu sein. Die anderen waren kein Maßstab.
Das, was ich an Menschlichem sah, genügte mir nicht.
Perfektion? Das war theoretisches Konstrukt und nie Ziel.
Ästhektik war das Wort der Zeit. Du konntest der größte Arsch sein, solange die Ästhetik stimmte, war alles gut.
Kriegstote wurden im Fernsehn gezeigt, wenn es denn ästhetisch vertretbar war, und Pornos, na ja, wenn sie ästhetisch gemacht sind…
Da fühlte sich so vieles so falsch an.
Bin ich besser geworden?
Das Training hört doch nie auf. Entwicklung endet nicht, bloß weil zwanzig Jahre vergangen sind.
Das, was ich jetzt an Menschlichem sehe, ist eher weniger geworden. Ungenügend.
Eine verrohte Gewinnmaximierungsethik ist jetzt der Stil der Zeit. Tote sind gut für vielerlei Geschäfte.
Kultur und Kultiviertheit führen ein Nischendasein, für unseren Lebenstil in unserer kleinen Heimatblase sterben viele Menschen. Das finden wir schlimm, aber wir nehmen es in Kauf.
Man gönnt sich ja sonst nichts.

narr

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