„Wenn der Chef da ist, hab ich immer Angst.“
Ihre Hand zittert, als sie mir den falschen Kaffee einschenkt, es bemerkt und fast zu weinen beginnt.
„Wie damals. Bei Prüfungen in der Schule. Da war mir immer schlecht. Ich hab gebrochen und alles durcheinander gewürfelt. Deswegen hab ich bis heute noch keinen Führerschein. Fahrprüfung ist für mich der Abgrund des Todes. Jede Prüfung ist meine private Hölle.“
Ein Geräusch aus der Küche läßt sie verstummen, läßt sie ihre Schultern zusammenkrampfen und mich mit dem Blick einer zum Tode Verurteilten anschauen.
„Der Chef“, haucht sie, und irgendwie wird ihre Haltung noch devoter.
Ein blonder Mann steht im Türrahmen, hält ein Smartphone vor sein Gesicht und fotografiert den Eingangsbereich, die Theke und Regale.
Dann nickt er freundlich der Verkäuferin zu und geht grüßend aus dem Laden.
Die Verkäuferin sackt zusammen.
„Puhh,“ sagt sie. „Ich weiß auch nicht“, und lächelt verschämt.